Seelsorger in Corona-Zeiten (3)

Pastoralreferentin Gerdes aus Lohne schreibt Briefe an Kinder

Wie kann Seelsorge in Zeiten von Corona gelingen? In einer Serie erzählen Akteure aus dem Bistum Münster von ihren Ideen. Pastoralreferentin Christine Gerdes aus Lohne hat auch enttäuschte Hochzeitspaare im Blick

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Ohne Corona – was stünde jetzt an in der St.-Gertrud-Pfarrei im oldenburgischen Lohne? Zum Beispiel die Nachbesprechung der Erstkommunion oder die Planung eines großen Ehrenamtsfests der Gemeinde im August. Beides ist genauso abgesagt wie die Treffen der „Exerzitien im Alltag“, die Sachausschuss-Sitzungen des Pfarreirates oder der Donnerstag-Treffpunkt für Trauernde auf dem Friedhof. Das schmerzt Christine Gerdes. „Gerade die Gruppen vermisse ich sehr“, bedauert die Pastoralreferentin.

In der Woche vor den ersten Schulschließungen hatte sie noch Besinnungstage geleitet, auf Wangerooge. Bei der Überfahrt auf die Insel war das Virus bereits Thema. Auf der Rückfahrt trugen einige auf der Fähre schon Mund-Nasen-Schutz.

 

Am Anfang vor allem: Unsicherheit

 

Tags darauf war klar: Auch die Verantwortlichen der mit rund 17 000 Katholiken größten Pfarrei im Offizialatsbezirk mussten auf die Herausforderung Corona reagieren, zum Beispiel in Sachen Erstkommunion.  „Die Eltern brauchten ja Planungssicherheit.“ Also wurde der Termin in den Oktober verlegt. Christine Gerdes lächelt. „Allerdings wissen wir natürlich auch jetzt noch nicht, wie die Lage dann aussieht.“

Unsicherheit – die prägte besonders die ersten Tage und Wochen. „Erst sollten Gottesdienste weiter möglich sein, dann doch nicht. Man wusste nie, was im nächsten Moment passiert.“ Absprachen wurden deshalb immer wichtiger für das Seelsorge-Team. Derzeit bemüht es sich zudem darum, die kleinen und großen Enttäuschungen in der Gemeinde aufzufangen, zum Beispiel wegen verschobener Taufen oder Trauungen.

 

Die eigene Silberhochzeit: verschoben

 

Noch im Januar hatten Christine Gerdes und ihr Mann einen Ehevorbereitungskursus für 18 junge Paare gestaltet. Heute ist sie sich ziemlich sicher, dass niemand von ihnen bisher Hochzeit feiern konnte. „Das schmerzt“, sagt die Pastoralreferentin. Auch ihre eigene Silberhochzeit ist verschoben.

„Ich glaube, dass es kaum jemanden gibt, der sagen kann: Mein Leben geht so weiter wie bisher.“ Und doch sollte es irgendwie weitergehen, auch die Seelsorge und der Alltag in der Pfarrgemeinde. Weil persönliche Begegnungen schwierig sind, ist telefonieren wichtiger geworden. Menschen anrufen, Kontakt halten, auch online. Der Pfarreirat  hat sich für eine Sitzung per „Zoom“-Konferenz im Internet getroffen.

 

Osterkerzen in 540 Haushalte

 

Die Frage lautete immer: Was können wir tun? Was ist trotz Corona möglich? Den Kommunionkindern hat das Vorbereitungs-Team Briefe geschrieben. Manche Kinder haben sogar geantwortet. Auf der Gemeinde-Homepage gab es Gestaltungs-Tipps für die Tage der Karwoche. Jeden Sonntag finden Besucher dort auch einen Video-Impuls des Seelsorgeteams. Und täglich läuten abends um halb acht die Glocken zum Vaterunser gegen die Bedrohung.

Auch Kreativität ist wichtig. So wie bei der Sache mit dem Osterlicht. Wer das am Ostersonntag bei zu Hause haben wollte, konnte sich dafür in eine Liste eintragen. Morgens früh ab sieben Uhr lieferten Helfer die brennenden Kerzen mit mehr als 30 Fahrzeugen zu 540 Haushalten. Christine Gerdes war selbst auch unterwegs. „Es war eine tolle österliche Stimmung.“

Diese gute Erfahrung verleitet sie aber nicht dazu, womöglich etwas Gutes in der Krise zu sehen. „Es ist eine schreckliche Naturkatastrophe“, sagt sie. Das habe aber nichts damit zu tun, dass es auch in all dem Schmerz „hoffnungsvolle Zeichen gibt, die ganz neu sind und die hoffentlich auch so bleiben.“

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