Pastoralreferent:innen im Bistum Münster über ihren Dienst zwischen Kirchenfrust und Hoffnung

Pastoralreferentin in dieser Zeit: Wie geht's, Frau Leenders-van Eickels?

Anzeige

Als Seelsorgende prägen sie mit den Priestern die hauptamtliche Pastoral in den Gemeinden: Pastoralreferentinnen und Pastoralreferenten. Und auch sie bekommen die Kirchenkrise zu spüren. Wie geht es ihnen damit? Das haben wir rund ein Dutzend von ihnen gefragt. Ihre Antworten präsentiert "Kirche-und-Leben.de" in dieser Woche, bevor am Sonntag 24 neue Seelsorgende von Bischof Felix Genn für ihren Dienst beauftragt werden. Diesmal: Cäcilia Leenders-van Eickels aus Recklinghausen.

Wie gehen Sie damit um, Kirchenfrust und -wut ganz persönlich abzubekommen?

Im Gespräch:
Cäcilia Leenders-van Eickels ist Pastoralreferentin in Recklinghausen. | Foto: privat
Cäcilia Leenders-van Eickels ist Pastoralreferentin in Recklinghausen. | Foto: privat

Zunächst bin ich froh über jede Stimme, die sich persönlich meldet und das direkte Gespräch sucht. Viel zu viele haben großen Ärger, auch Wut und treten einfach kommentarlos aus der Kirche aus. Den Umgang mit diesem sang- und klanglosen Abschied finde ich viel schwieriger, weil da die Chance zum Austausch nicht mehr gegeben wird. Die Themen, die Menschen verärgern und wütend machen, kann ich oft teilen. Darüber ins Gespräch zu kommen, ist meist für beide Gesprächspartner erhellend, und manchmal eröffnen sich sogar Perspektiven, die in der lokalen Kirche zu ersten Reformschritten führen. Meines Erachtens haben wir die Streit- und Debattenkultur in der Kirche zu lange vernachlässigt und dabei viele Chancen vertan.

Was bedeutet es für Sie, in dieser Zeit Pastoralreferentin zu sein?

Jede Zeit hat ihre eigenen Anforderungen. Die Kirche ist jetzt in einer bisher nicht gekannten Umbruchssituation. Bisherige Formen und Strukturen auch des religiösen Lebens werden zu Ende gehen, weil sie ihre Unschuld verloren haben, sich als nicht mehr tauglich erwiesen haben, für die Menschen der Gegenwart zum Ärgernis geworden sind oder ganz einfach an Bedeutung verloren haben. Darüber gibt es ein bisschen Wehmut. Für mich aber überwiegt die Freude über die Chance, Kirche in dieser Zeit mitzugestalten, danach Ausschau zu halten, wie heute Lebenswirklichkeit und Evangelium zueinander finden können. Meine Überzeugung, dass das Evangelium auch heute Orientierung gibt, bleibt ungebrochen. Gerne zitiere in an dieser Stelle meinen Vater: „2000 Jahre Kirchengeschichte haben die Frohe Botschaft nicht kaputt machen können. Das spricht für sie!“

Was macht Ihnen Hoffnung?

Viele Frauen und Männer sind bereit, für die Gremien der Gemeinde bei der Wahl im November zu kandidieren, sind bereit, Verantwortung in der Katechese oder in der Leitung von Kinder- und Jugendgruppen zu übernehmen. Ihnen allen liegt an der lokalen Kirchenentwicklung in Recklinghausen. Das stimmt hoffnungsvoll!

Anzeige