Pastoralreferent:innen im Bistum Münster über ihren Dienst zwischen Kirchenfrust und Hoffnung

Pastoralreferentin in dieser Zeit: Wie geht es Ihnen, Frau Meyer?

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Als Seelsorgende prägen sie mit den Priestern die hauptamtliche Pastoral in den Gemeinden: Pastoralreferentinnen und Pastoralreferenten. Und auch sie bekommen die Kirchenkrise zu spüren. Wie geht es ihnen damit? Das haben wir rund ein Dutzend von ihnen gefragt. Ihre Antworten präsentiert "Kirche-und-Leben.de" in dieser Woche, bevor am Sonntag 24 neue Seelsorgende von Bischof Felix Genn für ihren Dienst beauftragt werden. Diesmal: Rosemarie Meyer aus Cloppenburg.

Wie gehen Sie damit um, Kirchenfrust und -wut ganz persönlich abzubekommen?

Im Gespräch:
Rosemarie Meyer ist Pastoralreferentin in Cloppenburg. | Foto: privat
Rosemarie Meyer ist Pastoralreferentin in Cloppenburg. | Foto: privat

Kirchenfrust und –wut habe ich persönlich auch, ich bin maßlos enttäuscht und es tut auch weh, dass die „Heilige Katholische Kirche“ doch so ganz und gar nicht so heilig ist, wie ich es vielleicht auch zu naiv geglaubt habe. Ich erinnere mich häufig an unseren damaligen Dozenten für Exegese AT und Pastoraltheologie, der uns sagte: „Meine Damen, denken Sie immer daran: dienen sie nur dem einem HERRN, und das ist nicht der Pfarrer, Bischof oder Ehemann falls sie heiraten werden.“ In meiner Gebetszeit bete ich häufig: Guter Gott, mein Herr, erinnere mich immer wieder daran, dass wir alle „Durch Dich, mit Dir und in Dir leben!“ Der Glaube an Gott konkretisiert sich für den Hl. Benedikt daran, ob ich auch an den Menschen glaube, ob ich daran glauben kann, dass mir in jedem Menschen Christus begegnet.

Was bedeutet es für Sie, in dieser Zeit Pastoralreferentin zu sein?

Es ist in meinen Augen wichtig, dass wir Frauen selbstbewusst den Glauben leben. Mir wurde mal gesagt, dass ich mich gegen die Kirche versündige, weil ich etwas gebetet hatte, was mir laut Kirchenrecht nicht erlaubt sei. Darauf habe ich gesagt, ich sündige nur, wenn es gegen Gott und sein Liebesgebot geht, vielleicht ist mir Gott sogar dankbar.

Ich möchte mitarbeiten in einer Gemeinschaft, die einen einladenden Charakter hat, die jeden Menschen annimmt, so wie Gott ihn angenommen hat, eine Gemeinschaft, die helfend, liebend und wertschätzend mit Menschen umgeht. Es lässt uns erahnen, wie es sein wird, wenn wir eines Tages in der Ewigkeit leben, wenn unser irdisches Leben ein Ende hat.

Was macht Ihnen Hoffnung?

Ich entdecke immer wieder Orte, wo Gott erfahrbar wird, etwa in gemeinsamen Gottesdiensten oder in Gesprächen, Trauergesprächen, die gelingen, in denen wir einander unser Leben teilen und gemeinsam auf der Suche nach Gottes Spuren in unserem Alltag sind. Beglückende Erfahrungen, die innere Freude über Erlebnisse, die uns lachen lassen, weil wir erkennen wie vielfältig, wie besonders und einzigartig wir Menschen sind. Dieses Geschenk des Lebens ist Gottes Geschenk über den Tod hinaus, etwas Himmel auf Erden.

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