5.000 Besucher im Dom und vor Großleinwänden

Peter Kohlgraf ist neuer Bischof von Mainz

Jüngster Bischof in Deutschland ist Peter Kohlgraf. Der 50-jährige Theologieprofessor wude am Sonntag in Mainz geweiht und in sein Amt eingeführt. Er bat in seiner ersten Ansprache alle Gläubige darum, sich mutig in politische Debatten einzumischen.

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Das Bistum Mainz hat einen neuen Bischof. Der bisherige Theologieprofessor an der Katholischen Hochschule Mainz, Peter Kohlgraf, wurde am Sonntag im Mainzer Dom von seinem Vorgänger Kardinal Karl Lehmann zum Bischof geweiht und in sein Bischofsamt eingeführt.

Der 50-Jährige ist derzeit der jüngste Bischof an der Spitze eines deutschen Bistums. Papst Franziskus hatte ihn am 18. April zum Bischof von Mainz ernannt. Kohlgrafs Vorgänger Lehmann war vor gut 15 Monaten an seinem 80. Geburtstag zurückgetreten. Der Kardinal war fast 33 Jahre Bischof von Mainz.

 

Kohlgraf: Sich in politische Debatten einmischen

 

Zu dem Weihegottesdienst, der auf Großbildleinwände vor dem Dom übertragen wurde, hatten sich in und vor dem Gotteshaus laut Bistum insgesamt 5.000 Menschen versammelt. In seiner ersten Ansprache als Mainzer Bischof rief Kohlgraf die Gläubigen auf, sich einzumischen in politische Debatten, mitzumachen, wo Hilfe gebraucht werde, den Mund aufzumachen, wo andere schwiegen, und eine respektvolle Sprache zu sprechen, wo andere Hass säten. „Wenn wir nicht lernen, unseren Glauben in Tat und Wort hinauszutragen und in einem wirklichen Gespräch und in Begegnung mit unserer Welt zu bezeugen, werden wir blind für Gottes Reich“, sagte Kohlgraf.

Mit seiner ersten Amtshandlung ernannte der neue Bischof den Mainzer Weihbischof Udo Bentz (50) zum Generalvikar des Bistums. Ein Generalvikar leitet ein Bistum im Bereich der Verwaltung; er gilt als das „zweite Ich“ des Bischofs.

 

Rat von Kardinal Lehmann: „Höre auf die Gläubigen“

 

In seiner Predigt rief Lehmann die Gläubigen auf, den neuen Bischof frohen und dankbaren Herzens aufzunehmen. Der Kardinal gab seinem Nachfolger zu bedenken, das Bischofsamt sei nicht zur persönlichen Ehre gegeben, sondern es sei eine Aufgabe, und der Bischof sei nicht dazu da, zu herrschen, sondern zu dienen. „Ermuntere die Gläubigen“, so Lehmann an die Adresse von Kohlgraf, „mit dir im apostolischen Dienst zu wirken, und sei gerne bereit, auf ihren Rat zu hören.“

Gemeinsam mit Lehmann als Hauptkonsekrator spendeten Kardinal Rainer Maria Woelki, aus dessen Erzbistum Köln der neue Mainzer Bischof stammt, und Erzbischof Stephan Burger, zu dessen Freiburger Kirchenprovinz das Bistum Mainz gehört, Kohlgraf die Bischofsweihe. Die Ernennungsurkunde aus Rom überbrachte der Botschafter des Papstes in Deutschland, Erzbischof Nikola Eterovic.

 

Anschließend Party auf dem Domvorplatz

 

Zu den Teilnehmern an den Feierlichkeiten zählten etwa 30 katholische Bischöfe, Vertreter aus der Ökumene sowie die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) und der hessische Kultusminister Alexander Lorz in Vertretung von Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU). Im Anschluss an den Gottesdienst hatte das Bistum Mainz zu einem „Fest der Begegnung“ mit dem neuen Bischof auf den Plätzen rund um den Dom eingeladen.

Kohlgraf ist nach offizieller, aber historisch nicht gesicherter Zählung der 103. Bischof von Mainz. Mit Sicherheit ist er der 88. Nachfolger des heiligen Bonifatius, der von 746 bis 754 auf dem Mainzer Bischofsstuhl saß. Das Bistum Mainz erstreckt sich größtenteils auf Hessen, zu einem kleineren Teil auf Rheinland-Pfalz. Es zählt rund 740.000 Katholiken.

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