Unterwegs auf dem Friedenspfad

Pfadfinder erhalten Preis des Westfälischen Friedens

Sie erhalten am Samstag den Preis des Westfälischen Friedens und sagen selbstbewusst, dass sie ihn verdient haben. Nicht weil sie große Friedensveranstaltungen organisieren, sondern weil sie jeden Tag im Kleinen ein friedliches Klima schaffen.

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„Wenn den Pfadfindern der Preis des Westfälischen Friedens überreicht wird, bekommen ihn alle Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen, die sich im Großen und Kleinen der Pfadfinderei verschrieben haben“, sagt Nikolas Kamenz. Der Diözesanvorsitzende der Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg (DPSG) im Bistum Münster will keinen außen vor lassen. „Die Kinder in den Gruppen genauso wenig wie die Leiter oder die Eltern, die uns unterstützen.“

Der Internationale Preis des Westfälischen Friedens wird am Samstag, 14. Juli 2018, von der Wirtschaftlichen Gesellschaft für Westfalen und Lippe vergeben. Neben den Pfadfindern werden die baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen für ihre Bemühungen um europäische Integration ausgezeichnet.

Und es ist ein Preis für ein alltägliches Engagement. Das hebt Janett Juschka hervor. Als Vorsitzende der Pfadfinderinnenschaft St. Georg (PSG) im Bistum weiß sie, was da so alles läuft. „Vorbereitung von Gruppenstunden, Organisation von Ferienlagern, Planungen von Großveranstaltungen.“ Es sei eben nicht ein einzelnes, he­rausragendes Projekt, das geehrt werde. „Sondern das, was jeden Tag in den vielen Stämmen der Verbände geschieht.“

 

„Der Druck fällt weg – innerer Frieden kehrt ein“

 

„Genau das stiftet Frieden“, ist die einhellige Meinung der beiden Pfadfinder. „Was im Kleinen läuft, was unser Selbstverständnis ist, was wir im Miteinander transportieren.“ Wer zu den Pfadfindern komme, erlebe einen Gegenpol zur Entwicklung in der Gesellschaft. „Leistung ist bei uns nicht das Entscheidende“, sagt Kamenz. „Du bist nicht etwas, weil du etwas besonders gut kannst, sondern weil du es bist.“

„Sei Mitspieler in Gottes Mannschaft“, dazu hat der Gründer der Pfadfinderbewegung, Robert Baden-Powell, einmal aufgefordert. „In dieser Mannschaft bist du aber nicht, weil du besonders schnell laufen kannst“, sagt Kamenz. „In dieser Mannschaft musst du auch keine Tore schießen.“ An diesem Punkt erlebten alle Altersstufen etwas, das sie heute aus anderen Bereichen wie Schule oder Sportverein nicht kennen würden, sagt Juschka. „Der Druck fällt weg, innerer Frieden kehrt ein.“ Und davon ist sie überzeugt: „Wer innerlich Frieden gefunden hat, der kann auch Frieden weitergeben.“

 

Der internationale Pfadfindergruß

 

Die Pfadinder wissen nur allzu gut, dass diese Lockerheit ihnen oft nicht zugetraut wird. Von außen vermuten viele hinter der Kluft eine Uniform, gepaart mit militärischem Drill und Gewaltmärschen. „Davon sind wir weit entfernt“, sagt Kamenz. „Im Gegenteil: Bei uns darf es durchaus mal chaotisch zugehen, es ist längst nicht alles durchgeplant.“ Es gebe keine Vorgaben, die erfüllt werden müssten. Sondern einen Raum, in dem Kinder und Jugendliche ihren Weg suchen und finden könnten.

Natürlich gebe es dabei einen gemeinsamen Nenner. „Der zeigt sich schon in unserem internationalen Pfadfindergruß“, sagt Juschka. Drei Finger gestreckt, den Daumen über den kleinen Finger gelegt. „Der Große beschützt den Kleinen – die anderen Finger symbolisieren Glauben, Frieden und Gemeinschaft.“ Auf dieser Basis entwickele sich das Pfadfinderleben. „Bunt, offen und tolerant.“ Eben nicht nur bei der alten Dame, der man über die Straße hilft, oder beim Wandern mit Rucksack. „Damit sind wir die größte Friedensbewegung der Welt“, sind sie sich sicher. Dass sie damit den Preis verdient haben, versteht sich für sie von selbst.

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