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Bernd Egger und Ralf Peters leiten seit wenigen Monaten gemeinsam die Pfarrei St. Bartholomäus in Ahlen. Die Erfahrungen sind positiv.
„Ich würde sagen, wir stehen gerade am Übergang von der Startphase in die nächste Phase“, erklärt Peters. Sein Blick geht zu Egger – der bestätigend nickt. Viele Termine hätten sie nach der Einführung im Juni 2024 gemeinsam wahrgenommen und sich dabei immer besser kennengelernt, heißt es in einer Mitteilung der Bischöflichen Pressestelle.
„Wir ergänzen uns sehr gut“, findet Egger. Für den Pfarrer, der aus Recklinghausen nach Ahlen kam, war alles neu. Aber auch für Peters, der seit 2013 zum Pastoralteam der Pfarrei gehört, hat sich eine Menge verändert: „Ich habe einen völlig neuen Job“, lautet sein Zwischenfazit nach vier Monaten. Weniger pastorales Arbeiten, dafür mehr „steuern und entwickeln“, immer mit dem Ziel, „dass Pastoral und damit katholische Kirche in Ahlen auch in fünf Jahren noch unter guten Bedingungen ermöglicht werden kann“.
Ahlen: 7 Kirchorte, 200 Mitarbeitende
Hilfreich für diesen Prozess, das merkt Pfarrer Egger immer wieder, ist die Qualifikation als Organisationsberater, die Peters mitbringt. Denn vieles muss bedacht werden mit Blick auf die sieben Kirchorte und die rund 200 Mitarbeitenden.
„Als Pfarrer bin ich ein Stück weit Manager, das gehört zur Leitung mit dazu, aber ich möchte mich nicht darin erschöpfen“, ist Egger dankbar, dass Probleme, Herausforderungen und Entscheidungen auf vier statt auf zwei Schultern lasten. „Geteilte Leitung heißt, dass wir zu zweit besser den vielen zu bewerkstelligenden Aufgaben und Herausforderungen begegnen können“, ist Egger überzeugt.
Egger wollte von Beginn an geteilte Leitung
17.000 Katholikinnen und Katholiken, sieben Kirchorte – für den 41-Jährigen stand von Anfang an fest, dass er als erste Pfarrstelle eine Kirchengemeinde dieser Größenordnung nicht alleine leiten möchte. Eggers Vorschlag, den er dem Pastoralteam bereits beim ersten Kennenlernen machte, stieß bei Peters auf offene Ohren. „Ich habe schnell gemerkt: Der meint das ernst“, erinnert sich der 43-Jährige schmunzelnd.
Nach dem einstimmigen Votum von Mitarbeitenden und Gremienvertretern setzten die beiden schon bei der Einführung ein Zeichen: „Wir arbeiten im Team und das wollten wir sichtbar machen“, erklärt Egger. In einem großen Halbkreis saßen sie deshalb gemeinsam mit Vertretern von Kirchenvorstand, Pfarreirat und den Teams der Kirchorte im Altarraum. „Das ist zu unserem Leitbild geworden und erinnert uns daran, wen wir bei Prozessen und Entscheidungen mit ins Boot holen möchten.“
Erst das Morgengebet, dann die Arbeit
Gute Kommunikationsstrukturen sind aus Sicht der beiden Pfarreileiter unerlässlich – und daran arbeiten sie kontinuierlich. „Leitung heißt, Entscheidungen zu kommunizieren“, haben sie gelernt, auch wenn dies viel Energie und Zeit koste. Das Duo musste erst einmal für sich kommunikative Wege ausloten. „Wir beten morgens die Laudes, das Morgengebet, in der Marienkirche zusammen und nehmen uns danach Zeit, um Dinge, die anstehen, zu besprechen – mal bleibt nur eine Viertelstunde, mal eine ganze“, berichtet Egger.
Für viele andere Sachen greifen sie zum Telefon. „Das klappt gut“, sind sie sich einig. Und auch von der Technik lassen sie sich helfen: OneNote für ein gemeinsames Notizbuch, OneDrive für eine gemeinsame Dokumentenablage. Das fördere ein transparentes Arbeiten – auch mit den haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden. Alle zwei Wochen hat Egger einen „Jour fixe“ ins Leben gerufen, bei dem die Vertreter der Berufsgruppen sich über aktuelle Themen und Anliegen austauschen und Informationen weitergeben. Manchmal zeigen sich dabei Querverbindungen, die vorher nicht sichtbar waren.
Die Startphase geht zu Ende, merken Egger und Peters. „Wir haben schlicht die Zeit nicht mehr, gemeinsam Termine wahrzunehmen, sondern müssen uns die Bereiche aufteilen.“ Nicht nach Kirchorten, sondern nach inhaltlichen Schwerpunkten. Doch wie das genau aussehen wird, das wird sich in den kommenden Wochen zeigen.