Heimatgemeinde von Bischof Lettmann reagiert auf Missbrauchs-Gutachten

Pfarrei in Datteln zu Studie: „Ergebnisse sind zutiefst beschämend“

  • Mit einer Stellungnahme befasst sich die Pfarrei St. Amandus in Datteln mit der Verantwortung von Bischof Reinhard Lettmann im Missbrauchsskandal der Kirche.
  • Die Heimatgemeinde von Bischof Lettmann reagiert damit auf die Veröffentlichung des Gutachtens der Universität Münster, das den sexuellen Missbrauch im Bistum Münster von 1945 bis 2020 aufgearbeitet hat.
  • Auf einem „Schwarzen Brett“ in der Pfarrkirche können Gemeindemitglieder ihren Reaktionen Ausdruck geben.

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Nach der Veröffentlichung des Gutachtens der Universität Münster zur Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs im Bistum Münster in den Jahren von 1945 bis 2020 hat sich die Pfarrei St. Amandus in Datteln im Kreis Recklinghausen mit einer Stellungnahme zu Wort gemeldet. Die Pfarrei ist Heimatgemeinde von Bischof Reinhard Lettmann (1933-2013), dem im Gutachten eklatantes Führungs- und Kontrollversagen vorgeworfen wird.

„Die Belange der Opfer blieben auf der Strecke. Insbesondere ihnen gelten unsere Gedanken. Wir haben tiefen Respekt vor allen, die den sicher nicht einfachen, aber mutigen Schritt gewagt haben, ihren Missbrauch ins Wort zu bringen und Täter zu benennen“, heißt es in der Stellungnahme. Unterzeichnet wurde diese von Pfarrer Heinrich Plaßmann, vom stellvertretenden Kirchenvorstandsvorsitzenden Markus Hülshoff und vom Pfarreiratsvorsitzenden Stefan Feldhaus.

Pfarrei richtet „Schwarzes Brett“ ein

Über Lettmann, der von 1980 bis 2008 Bischof von Münster war und zuvor auch als Generalvikar und Weihbischof Leitungs- und Personalverantwortung besaß, heißt es: „Bischof Reinhard ist am Kirchplatz der St.-Amandus-Kirche aufgewachsen. Er stammt aus unserer Gemeinde und fühlte sich ihr und der Stadt Datteln zeitlebens eng verbunden. Viele unserer Gemeindemitglieder haben ihn als menschenfreundlichen und zugewandten Seelsorger in guter Erinnerung. Umso schwerer treffen uns die jetzt vorgestellten Erkenntnisse der Historikerkommission, gerade diejenigen zur Person Reinhard Lettmann.“

Mit Bekanntwerden des Gutachtens hat die Pfarrei in der Pfarrkirche St. Amandus ein „Schwarzes Brett“ eingerichtet. Darauf können Gemeindemitglieder ihren Reaktionen auf die Missbrauchsstudie Ausdruck geben. Auch stehen Mitglieder des Seelsorgeteams für Gespräche bereit. Eine Informationsveranstaltung soll noch folgen.

Ergebnisse der Missbrauchsstudie beschämend

Die Gremien finden klare Worte zu den Bewertungen der Historikerkommission: „Die nun vorliegenden Ergebnisse sind zutiefst beschämend für eine Institution, die ihren Mitgliedern immer wieder moralische Vorgaben gemacht, sich ihnen selbst aber nicht ausreichend verpflichtet gefühlt hat.“

Bereits vor einigen Jahren hatte sich die Pfarrei mit der Rolle von Bischof Lettmann im Missbrauchsskandal der katholischen Kirche beschäftigt. Nach intensiven Diskussionen wurde 2019 das Pfarrheim an der St.-Amandus-Kirche, das seit seiner Eröffnung 2014 zunächst Reinhard-Lettmann-Haus hieß, in Amandus-Forum umbenannt. Zudem wurde eine Urnenwand im Kolumbarium St. Antonius, die den Namen „Reinhard“ getragen hat, in „Liudger“ (erster Bischof von Münster) umbenannt.

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