Gemeinde-Gremien am Niederrhein: Die Zeit drängt

Pfarrei in Voerde verlangt Reformen – auch vom Bistum Münster

Der Pfarrer und die Gremien in St. Peter und Paul Voerde schlagen Alarm: Es brauche Reformen in der Kirche, schreiben sie. Das gelte auch für die Strukturen im Bistum Münster.

Anzeige

Das Foto, mit dem Heinz-Josef Möller, Ludger Ochtrop und Bernd Altmeppen ihre Forderungen nach Veränderungen in der Kirche für die Öffentlichkeit untermauern, hat Symbolkraft. Natürlich wurde das erarbeitete Papier nicht mit einem großen Nagel an die Kirchentür geschlagen, so wie es vor 500 Jahren Martin Luther nachgesagt wird. Aber das Ansinnen des Pfarrers, des Pfarreiratsvorsitzenden und des Pfarreiratsmitglieds von St. Peter und Paul in Voerde ist ähnlich: Die Kirche muss das Steuer herumreißen.

Die Forderungen im Wortlaut

„Wir mahnen grundlegende Veränderungen für unsere Kirche, aber auch für unsere Gemeinden an“, heißt es in dem Schreiben. Dort ist von Enttäuschung, Frust und Resignation die Rede. „Wir sind überzeugt, dass es nicht fünf vor zwölf, sondern viertel nach zwölf ist“, so Pfarrer Möller.

 

Initiatoren: Nichtstun schadet der Kirche

 

Reformen dürften nicht auf die lange Bank geschoben werden, sondern die Zeit dränge, mahnen die drei. „Unsere Bischöfe sind besonders gefordert und können unsere Kirche durch ihr Nichtstun und das Festhalten an überholten Strukturen so schädigen, dass sie für die Menschen bedeutungslos wird.“

Darum haben Pfarreirat, Kirchenvorstand und Gemeindeausschüsse überlegt, wie gegengesteuert werden muss. Es gebe viele Kirchenmitglieder, die Änderungen und Reformen einforderten, sagt Pfarrer Moeller. Das Papier sei nicht als Antikirchenpapier zu verstehen, sondern als Rücken­deckung für die Weltkirche.

 

Zölibat und Rolle der Frau

 

Manche Forderungen richten sich an die Weltkirche. Wie zum Beispiel zum Zölibat als für den Priester verpflichtende Lebensform. „Wir nehmen wahr, dass Menschen diese Lebensform zunehmend als sonderlich einschätzen“, heißt es in dem Papier. Durch den Zölibat würden unreife Persönlichkeiten in das System Kirche gelockt, die gefährdet seien, später zu Tätern zu werden.

Die Benachteiligung von Frauen und ihr faktische Ausschluss von Leitungsämtern werde über Sein und Nichtsein der Kirche entscheiden, erklärt Möller weiter. „Auch ältere Frauen sind nicht mehr bereit, den Ausschluss von den Weiheämtern zu akzeptieren.“

 

Forderungen an das Bistum: Mehr Macht für Pfarreien

 

Zudem wird der Ausschluss bestimmter Lebensformen oder eine Benachteiligung von Homosexuellen als inakzeptabel bezeichnet. Es sei zu wenig, diesen Menschen lediglich „barmherzig“ zu begegnen.

An die Adresse des Bistums richtet sich unter anderem die Kritik über zu wenig Entscheidungsgewalt vor Ort. „Gerade mit Blick auf die Unterschiedlichkeit der Kirchengemeinden muss bei ihnen viel mehr Verantwortung und Entscheidungskompetenz angesiedelt sein.“ Das Generalvikariat müsse schlanker, die Zentralrendanturen kompetenter sein. Kirchenvorstände sollten verantwortlich entscheiden.

 

Einladung an konfessionsverbindende Paare

 

Und vor Ort: Konfessionsverbindende Paare seien zur Kommunion eingeladen, machen Möller, Ochtrop und Bernd Altmeppen deutlich. Auch für Geschiedene soll im Fall einer erneuten Heirat der Segen Gottes für die neue Partnerschaft erbeten werden. Ein weiterer Punkt ist die „mobile“ Kirche. „Wir gehen auch zu den Menschen hin, um ihnen den Glauben als Kraft für das Leben zu erschließen.“

Anzeige