Christen in Herten setzen Zeichen für Toleranz, Vielfalt und Respekt

Pfarrei St. Antonius zeigt Rassismus die rote Karte

Die Pfarrei St. Antonius in Herten unterschreibt gemeinsam mit dem Pfarreirat die so genannte „Hertener Erklärung“ für Vielfalt und ein demokratisches Miteinander. Im Interview erklärt Pastoralreferent Oliver Berkemeier, warum Christen politisch wachsam sein und gegen Rassismus und Diskriminierung aufstehen sollten.

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Die Pfarrei St. Antonius in Herten unterschreibt gemeinsam mit dem Pfarreirat die so genannte „Hertener Erklärung“ für Vielfalt und ein demokratisches Miteinander. Im Interview erklärt Pastoralreferent Oliver Berkemeier, warum Christen heute politisch wachsam sein und gegen Rassismus und Diskriminierung von Minderheiten aufstehen sollten. Die „Hertener Erklärung“ fußt auf einen Beschluss des Stadtrats und wird von vielen Institutionen, Verbänden und Einzelpersonen der Stadt unterstützt.

Warum unterstützt die Pfarrei St. Antonius die „Hertener Erklärung“?

Pastoralreferent und Jugendseelsorger Oliver Berkemeier im Gespräch.
Pastoralreferent und Jugendseelsorger Oliver Berkemeier im Gespräch.

Als Christen glauben wir an einen Gott, der Mensch geworden ist und sich bis in letzter tödlicher Konsequenz auf die Widersprüchlichkeiten des menschlichen Lebens eingelassen hat. Ein solcher Glaube kann nicht unpolitisch sein. Mit dem Unterzeichnen der „Hertener Erklärung“ durch den Vorstand des Pfarreirates wollen wir als Pfarrei St. Antonius in Herten uns als katholische Kirche vor Ort auch unserer gesellschaftlich-politischen Verantwortung stellen.

Gegen Rassismus, Diskriminierung, Homophobie und Islamfeindlichheit zu sein, sollte eigentlich selbstverständlich sein. Wie wachsam müssen Christen heute sein, um Vorurteilen zu begegnen?

Albert Schweizer hat einmal gesagt: „Wer glaubt, ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich. Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht.“ Glaube braucht Konsequenzen im Leben. In einer Welt, in der es Anschläge wie in Hanau gibt, in der Menschen mit „Black lives matter“ auf die Straße gehen müssen, in der es auch Alltagsrassismen gibt, ist Umdenken gefordert. Das Menschsein, das uns alle grundlegend miteinander verbindet, hat zur Konsequenz, Solidarität mit den Leidenden zu zeigen, die unter Missachtung, Diskriminierung und Ungerechtigkeit leiden. Vorsicht ist da geboten, wo wir selber nicht betroffen sind. Die meisten unserer Gemeindemitglieder sind Weiße in einem Westeuropäischen Land. Solidarität zu zeigen heißt auch, erstmal zuhören und dann auch das umzusetzen, was man aus seiner eigenen Lebenssituation nicht kennt. Solidarität als christlich-ethische Grundüberzeugung praktisch wirksam werden zu lassen, ist eine stets neu anzunehmende Herausforderung.

Der Kommunalwahlkampf ist in Nordrhein-Westfalen im vollen Gange. Wie erleben Sie die politische Auseinandersetzung im Hinblick auf Rechtspopulismus und politischen Extremismus?

Die „Hertener Erklärung“ im Wortlaut finden Sie hier.

Auch die Aktionen des „Runden Tisches gegen Rassismus und für Demokratie“ der Stadt Herten wurden durch die Corona-Pandemie ausgebremst. Dennoch erlebe ich vor allem im Jugendbereich eine große Offenheit, sich mit diesen Themen auseinander zu setzen. Deshalb wird es auch nach den Herbstferien eine Ausstellung zu den Themen in unserem Pfarrheim, im Kaplan-Prassek-Heim geben. Die Ausstellung „Rechtsaußen-mittendrin“ soll dabei helfen, auch im Alltag aufmerksam zu bleiben. Das wir kurz vor der Kommunalwahl die „Hertener Erklärung“ unterschrieben haben, liegt vor allem an der Pandemie. Wir hatten das schon viel früher auf dem Schirm. Auch wenn es nicht so geplant war, ist es doch ein Zeichen, dass wir auch bei der Kommunalwahl an den Nächsten zu denken haben.

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