GEMEINDELEBEN

Neues Leitungsmodell: In Neukirchen-Vluyn übernehmen Laien Verantwortung

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In der Pfarrei St. Quirinius in Neukirchen-Vluyn gibt es keinen leitenden Pfarrer mehr. Gemeindemitglieder übernehmen jetzt die Verantwortung.

Die Pfarrei St. Quirinius in Neukirchen-Vluyn hat zusammen mit dem Bistum Münster ein alternatives Leitungsmodell entwickelt, das Laien die Verantwortung für die Pfarrei überträgt. Einen leitenden Pfarrer gibt es nicht mehr, wohl aber einen moderierenden Priester im Leitungsteam.

„Manches wird sich ändern. Laien leiten lassen heißt auch, nicht immer den Priester fragen“, sagte die dem Leitungsteam angehörende Pastoralreferentin Barbara Hemping-Bovenkerk im Gespräch mit Kirche+Leben.

So ist das Leitungsteam aufgestellt

Das Leitungsteam besteht aus gewählten Mitgliedern des Kirchenvorstands und des Pfarreirats, einem Mitglied des Seelsorgeteams und Pfarrer Joachim Brune aus dem benachbarten Kamp-Lintfort. Ihm fällt die Aufgabe des sogenannten moderierenden Priesters zu, die das Kirchenrecht für Pfarreien mit einem Leitungsteam vorsieht.

Zur Vorsitzenden des Teams hat Bischof Felix Genn Barbara Hemping-Bovenkerk beauftragt. Sie ist zuständig für die seelsorglichen Belange in der Pfarrei, während der stellvertretende Vorsitzende Martin Jablonski Verwaltungsleiter ist. Jablonski ist stellvertretender Vorsitzender des Kirchenvorstands.

Statut regelt Aufgaben und Kompetenzen

Zwei Jahre haben die kirchlichen Gremien und das Seelsorgeteam in Neukirchen-Vluyn an einem alternativen Leitungsmodell gearbeitet. Entstanden ist ein eigenes Statut, das Aufgaben und Kompetenzen regelt.

In der knapp 7.000 Gemeindemitglieder zählenden Pfarrei St. Quirinius war schon seit Längerem bekannt, dass sie nach dem Weggang von Pfarrer Andreas Fink 2022 aufgrund des Priestermangels keinen eigenen Pfarrer mehr bekommt. Übergangsweise hatte der Ruheständler Prälat Bernd Klaschka die Pfarrverwaltung übernommen.

Priester wirkt in Neukirchen-Vluyn als Moderator

Das neue Leitungsteam setzt auf Transparenz und gleichberechtigte Kommunikation: „Wir möchten offen und ehrlich miteinander umgehen und erbitten diesen Umgang auch von allen anderen. Wenn es zu Problemen kommt, bitten wir um sachliche Informationen an die Gremienmitglieder, damit die Informationen dort ankommen, wo Entscheidungen getroffen werden“, sagte Barbara Hemping-Bovenkerk.

Aufgaben und Kompetenzen regelt ein von der Pfarrei und dem Bistum Münster erarbeitetes Statut. Über die Rolle des moderierenden Priesters heißt es dort: „Er moderiert leitend die Seelsorge und verantwortet diese gemeinsam mit der/dem Vorsitzenden des Leitungsteams gegenüber dem Bischof. Zusammen mit dem Leitungsteam sorgt der moderierende Priester für die Entwicklung partizipativer Strukturen und die Festlegung der pastoralen Zielsetzungen.“

Klaschka verlässt Neukirchen-Vluyn nicht ganz

Während des Festgottesdienstes anlässlich der Beauftragung des Leitungsteams wurde mit der symbolischen Handlung der Handwaschung der versammelten Gemeinde gezeigt, dass jede und jeder mitverantwortlich ist für das „Große Ganze“ und das gute Miteinander in der Pfarrei. „Wir werden in unserem Dienst Erfahrungen machen, Neues schaffen, Fehler machen, Aufbrüche und Einbrüche erleben. Es geht nur miteinander und nicht gegeneinander, das ist jedem klar“, sagt die 55-jährige Pastoralreferentin.

Während der Feier wurde Prälat Bernd Klaschka aus seiner vom Bistum Münster übertragenen Aufgabe der Pfarrverwaltung entlassen. Über den Seelsorger sagte Barbara Hemping-Bovenkerk: „Dankbar sind wir für seinen ‚Reparaturservice‘, der unserer Gemeinde sehr gutgetan hat. Prälat Klaschka wird uns nicht ganz verlassen, sondern – sofern sein Zeitplan es ermöglicht – mit uns zusammen immer mal wieder Eucharistie feiern.“

Leitungsteam will für die Zukunft Mut machen

Das Leitungsteam wolle Mut machen und alle Gemeindemitglieder mitnehmen. Der Blick müsse auf die Zukunft gerichtet sein: „Schauen wir nicht mit verklärtem Blick in den Rückspiegel und bewerten damit die Gegenwart, sondern schauen wir mit Dankbarkeit für all die schönen Erlebnisse und Erfahrungen zurück, die wir im Lauf unseres Lebens mit dem Schatz des Glaubens in Kirche gemacht haben.“

Mit dem Dauerblick in den Rückspiegel könnten „wir nur schwer der Zukunft entgegengehen“ und verlören das eigentliche Ziel, „das große Ganze“, aus dem Blick, so die Vorsitzende des Leitungsteams.

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