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Mehrfach ist Égide Muziazia rassistisch beleidigt worden. Worin er die Ursachen sieht und was er auch von der Kirche fordert.
Zunehmender Rassismus gegen Seelsorgerinnen und Seelsorger der Weltkirche in deutschen Bistümern – das prangert Égide Muziazia im theologischen Feuilleton „feinschwarz“ an. Dahinter steckten demnach nicht mehr nur Einzelfälle, sondern strukturelle Mechanismen. Immer häufiger komme es vor, dass kulturelle Herkunft abwertend kommentiert oder die seelsorgliche Kompetenz wegen der Hautfarbe des Seelsorgers infrage gestellt werden.
Dabei sei nicht unbedingt die Institution die Ursache, sondern gesellschaftliche Entwicklungen. Rassistische Erfahrungen in der Kirche entstehen laut Muziazia „aus dem Kontext und dem Milieu, in denen betroffenen Seelsorgerinnen und Seelsorger ihre pastoralen Dienste verrichten“.
Beleidigt, bespuckt
Das stelle die Kirche vor eine besondere Herausforderung, „die sich theologisch auf die Universalität des Evangeliums und die Zugehörigkeit zur Weltkirche beruft, sich in ihrer Praxis jedoch mit der Komplexität von Rassismus konfrontiert sieht.“
Muziazia ist Priester des Bistums Münster und Dozent an der Theologischen Fakultät der Universität Münster. Seit 2023 war er Pfarrer in Emmerich. Mehrmals wurde der Seelsorger dort wegen seiner Hautfarbe beleidigt, einmal sogar bespuckt. Diese Vorfälle machte er im September 2024 öffentlich. Im März verkündete Muziazia, dass er die Pfarrei im Kreis Kleve verlassen werde – wegen der rassistischen Anfeindungen gegen ihn.
„Rassismuskritische Seelsorge“
Nun fordert der Pfarrer eine „rassismuskritische Seelsorge“, beginnend bei der Aus- und Fortbildung von Seelsorgerinnen und Seelsorgern. Diese frage nicht nur „Wie kann ich helfen?, sondern auch: Welche Kraft bringe ich mit?“. Auch die „strukturelle Öffnung kirchlicher Institutionen für eine größere Vielfalt von Personen, Perspektiven und Praktiken“ sei wichtig.
Noch 2020 hatte Muziazia im Kirche+Leben-Interview von positiven Erfahrungen während seiner Zeit im Bistum Münster gesprochen. Diese Aussage müsse er nun revidieren, schreibt er bei „feinschwarz“.