Lengericher Pfarrer wirft Vatikan Realitäsverweigerung vor

Pfarrer Kossen: Kirchenspaltung längst da – zwischen Leitung und Volk

  • Die Krise der katholischen Kirche macht den als Sozialpfarrer bekannten Lengericher Priester Peter Kossen "zornig" und "ungeduldig".
  • Er sehe eine "Realitätsverweigerung" im Vatikan.
  • Dort habe man "eine Kirchenspaltung längst zugelassen - zwischen Kirchenleitung und Kirchenvolk, und zwar nicht nur in Deutschland".

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Die Krise der katholischen Kirche macht den als Sozialpfarrer bekannten Lengericher Priester Peter Kossen "zornig" und "ungeduldig". Er sehe eine "Realitätsverweigerung" im Vatikan, sagte er den Zeitungen der Verlagsgruppe Bistumspresse in Osnabrück.

In Rom werde "als Argument gebracht: Wir müssen aufpassen, dass es keine Kirchenspaltung gibt, weil Teile der deutschen Kirche zu weit voranpreschen. Aber man hat doch eine Kirchenspaltung längst zugelassen - zwischen Kirchenleitung und Kirchenvolk, und zwar nicht nur in Deutschland, sondern in ganz vielen Ländern."

"Zweifel, ob es ohne großen Crash geht"

Viele Menschen verzweifelten derzeit an der Kirche, so der Pfarrer. "Vielen fehlt das Gefühl, sich zu identifizieren mit der Gemeinde. Das ist doch alles mühsam geworden - auch bei Menschen, die immer selbstverständlich mitgemacht haben."

Er selbst spüre diese Verzweiflung nicht. "Aber ich habe sehr wohl Zweifel daran, dass die Kirche ohne einen großen Crash da durchkommt." Lange habe er geglaubt, sie sei in der Lage, sich immer wieder zu reformieren. "Diese Gewissheit ist mir abhandengekommen."

Die Chance der Krise

Trotzdem denkt Kossen, dass die Kirche weitergehen müsse. "Ich will das alles überhaupt nicht relativieren oder schönreden. Aber eine Krisensituation birgt auch immer die Chance, etwas zu gestalten."

Kossen wurde 2021 ins Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) gewählt. Er setzt sich seit Jahren für die Rechte von Niedriglohn-Arbeitenden und Arbeitsmigranten ein, insbesondere in der Fleischindustrie.

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