Warum Kirchen in Dülmen verkaufsoffene Sonntage im Advent 2020 dulden

Pfarrer Nienhaus: Sonntagsöffnung kann auch Chance sein

  • Dülmens Kaufleute hoffen sehr darauf, ihre Geschäfte in diesem Jahr wenigstens noch einen Sonntag öffnen zu dürfen.
  • Die Kirchen in Dülmen halten den Sonntagsschutz hoch, sehen aber auch die besonders schwere Situation des Einzelhandels in diesem Corona-Jahr.
  • Außerdem könnte die erwartbar volle Innenstadt an einem verkaufsoffenen Sonntag auch für die Kirche eine Chance bieten, meint Pfarrer Peter Nienhaus.

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„Wir brauchen diese verkaufsoffenen Sonntage“, sagt Hugo Schulze Hobbeling von der Viktor GmbH, einer Interessenvertretung von Kaufleuten in Dülmen (Kreis Coesfeld). Damit blickt er besonders auf die vier Adventssonntage, über die derzeit in Nordrhein-Westfalen diskutiert wird.

Fünf verkaufsoffene Sonntage seien in Dülmen ursprünglich für 2020 vorgesehen und auch mit der Gewerkschaft „Verdi“ abgesprochen gewesen. „Aufgrund der Corona-Einschränkungen hat allerdings bisher keiner stattgefunden“, bedauert Schulze Hobbeling. Für die Kaufleute sei das dramatisch.

 

Schulze Hobbeling: Es geht um Arbeitsplätze

 

Dabei gehe es nicht allein um Umsätze, sondern auch um Arbeitsplätze, erläutert der Unternehmer. Konkret habe er einen Geschäftsführer vor Augen, der an einem verkaufsoffenen Sonntag „so viel Umsatz macht, wie sonst in einer Woche“. Wenn alle fünf verkaufsoffenen Sonntage 2020 ausfielen, mache das aufs Jahr gesehen einen Umsatzeinbruch von etwa zehn Prozent aus.

„Nun ist sein Geschäft aber Teil einer Kette“, führt Schulze Hobbeling weiter aus. Und dort werde das Personal je nach Umsatz zugeteilt. „Daher steht die Sonntagsöffnung in direktem Zusammenhang mit den Arbeitsplätzen der Mitarbeiter.“

 

Pfarrer: Sonntagsöffnung ist praktikable Lösung, um zu helfen

 

Pfarrer Peter Nienhaus spricht für die drei katholischen Pfarreien in Dülmen in der Frage der Sonntagsöffnung. „Grundsätzlich bin ich für den Schutz des Sonntags“, betont Nienhaus. „Es ist der Tag des Herrn.“ Er kenne auch die Klagen der Angestellten, wenn sie am Sonntag in den Laden müssten. „Für sie geht dann ein Tag verloren, den sie sonst mit der Familie verbringen würden.“ Der Freizeitausgleich unter der Woche sei dafür kein Ersatz, wenn dann alle anderen arbeiten müssten.

Nienhaus hat aber auch Verständnis für die besondere Situation des Einzelhandels in dieser von Corona geprägten Zeit. „Die brauchen die verkaufsoffenen Sonntage, sonst gehen die hier der Reihe nach pleite“, weiß der Pfarrer der Heilig-Kreuz-Gemeinde. Die Duldung möglicher verkaufsoffener Sonntage sieht er daher nicht als Aufweichung des Sonntagsschutzes, sondern „als praktikable Lösung“, den Menschen im Einzelhandel in dieser besonderen Zeit zu helfen.

 

Gesundheit hat Vorrang

 

Eine belebte Fußgängerzone könne zudem eine Chance für Innenstadtkirchen sein. „Man könnte ja ein Orgelkonzert oder eine Orgelandacht anbieten“, meint der Priester, dessen Pfarrei gleichwohl außerhalb der Innenstadt liegt. So könne auf den besonderen Wert des Sonntags hingewiesen werden, indem man parallel zum Shopping-Trubel einen Ort der Ruhe und Einkehr anbiete.

Bei all dem Hin und Her zur Frage, ob die Adventssonntage verkaufsoffen sein sollen, sind sich Pfarrer Peter Nienhaus und Hugo Schulze Hobbeling in einer Sache einig: Die Gesundheit der Menschen hat für beide Vorrang.

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