Anzeige
Jeck war der frühere Münsteraner Pfarrer Thomas Frings immer schon. Doch morgen Abend hat er Premiere: Er ist Sitzungspräsident beim Kölner Karneval. Ein Interview über Bütt und Kanzel, Lampenfieber und höhere Weihen.
Er stammt gebürtig vom Niederrhein, der Kölner Erzbischof Joseph Frings (1887-1978) war sein Großonkel. Thomas Frings wirkte seit seiner Priesterweihe 1987 im Bistum Münster – bis zu seinem Rücktritt 2016 als Pfarrer von Heilig Kreuz Münster, nach dem er mit seinen Büchern bundesweit bekannt wurde. Seit 2018 arbeitet er als Priester in Köln. Jeck war er immer schon, sagt er, seit vielen Jahren gehört er zur Kölner Karnevalsgesellschaft „Die Große von 1823“. Jetzt ist er sogar Sitzungspräsident! Vor seiner Premiere morgen Abend im Gürzenich hat „Kirche-und-Leben.de“ mit ihm über Bütt und Kanzel, Lampenfieber und höhere Weihen gesprochen.
Pfarrer Frings, ein Pfarrer als Sitzungspräsident im Kölner Karneval! Wie ist das passiert?
Ich bin seit bald 20 Jahren Mitglied im ältesten Kölner Karnevalsverein „Die Große von 1823“. Im letzten Jahr hat der langjährige Sitzungsleiter Winrich Granitzka nach 15 Jahren dieses Amt abgegeben, und im Frühjahr sprach mich unser Vereinspräsident Joachim Zöller auf diese Stelle an. Mir fiel sofort ein passender Kandidat ein, doch er hatte zu meiner Überraschung an mich gedacht. Ich gebe zu, darüber habe ich erst einmal vier Wochen geschlafen, bevor ich zugesagt habe. Sitzungspräsident im Kölner Gürzenich, 1200 Gäste, Top-Bands und Top-Akteure, das Dreigestirn und fünf Stunden Non-Stop-Programm - das ist eine Herausforderung.
Die außerordentliche Gnade der Leitung einer Kölner Karnevalssitzung wird vermutlich nicht mit der Priesterweihe vermittelt. Warum glauben Sie, „Präsident“ zu können?
Wie gesagt, zunächst einmal dachte ein anderer, dass ich das kann. Sobald diese Personalie raus war, kam aus dem Verein gleich viel Zustimmung. Ob ich es kann, das werden wir dann nach der ersten Session feststellen. Allerdings ist man als Priester gewohnt, vor Menschen zu stehen – und ich mache das inzwischen über 30 Jahre.
Was kann die Bütt für die Kanzel lehren?
Der Sitzungspräsident geht ja nicht selber in die Bütt, aber umgekehrt könnte mich die Kanzel gelehrt haben, wie man mit Menschen spricht, mit ihnen kommuniziert und sie auch leitet. In einer guten Predigt werden die Zuhörenden mitgenommen auf einem gedanklichen und geistlichen Weg, der hoffentlich einen guten Anfang und ein stimmiges Ende hat. Das braucht auch eine gute Moderation.
Sagt Ihnen Lampenfieber was?
O ja! Ich habe mich mit einigen erfahrenen Menschen schon getroffen und sie um Rat gefragt.
Verraten Sie uns einen Tipp?
Ganz wichtig ist: Du musst auf die Programmfolge achten. Die Bands warten hinter der Bühne auf ihren Auftritt und müssen danach direkt zum nächsten Termin. Das ist exakt getaktet. Das ist wichtig, wenn es zum Beispiel um Zugaben geht. Während alle ausgelassen feiern, muss ich als Einziger die Uhr im Blick haben. Solche Tipps von erfahrenen Leuten senken das Lampenfieber definitiv.
Und wie sieht’s mit den höheren Weihen aus? Bauer, Jungfrau – Prinz?
Die Frage stellt sich aus einem ganz bestimmten Grund nicht, denn für die Beantwortung fehlt mir das dafür nötige Kleingeld. Es ist erfreulich, dass es in Köln immer noch genug Menschen gibt, die die notwendige Kombi mitbringen: Lust und Geld.