Pfarrer Vehlken: „Wir feiern nun auf Augenhöhe zueinander Gottesdienste“

Pfarrei in Gronau feiert Wiedereröffnung ihrer Pfarrkirche

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Die Kirche St. Antonius in Gronau ist nach mehrmonatiger Renovierung wiedereröffnet worden. Die Altarweihe mit Bischof Felix Genn und das Gemeindefest werden aber erst im August 2021 gefeiert. Im Gespräch erklärt Pfarrer Michael Vehlken die Baumaßnahmen und die Umgestaltung des Gotteshauses.

Herr Vehlken, Ihre Kirche St. Antonius in Gronau erstrahlt in neuem Glanz. Warum wurde die Renovierung notwendig?

Nachdem wir in den Jahren 2012/2013 das Kirchendach komplett erneuern mussten, erschien die Pfarrkirche nach dem Abschluss dieser Renovierung außen hui und innen eher pfui. Jahrzehntelang, immerhin seit 1983 wurde an der Kirche innen nicht viel gemacht. Die Wände und das Gewölbe waren in ein tiefes, schmutziges Grau gehüllt und auch manch ein starker Platzregen, dem die Dichtigkeit der Fenster nicht standhalten konnte, sorgte für sehr unansehnliche Flecken überall.

Wie war der technische Zustand?

Eine überalterte Umluftheizung war alles andere als umweltfreundlich und effizient, geschweige denn, dass sie in der der Lage war, den Kirchenraum adäquat und gleichmäßig zu heizen. Die Akustikanlage war sehr unbefriedigend und sorgte zunehmend für Beschwerden aus der Gemeinde. Der Altarraum mit seinem provisorischen Altar entsprach nicht den liturgischen Anforderungen heutiger Zeit. Die Kirche zukunftsfähig zu machen, das war unser Ziel.

Auch der Kirchraum ist umgestaltet, und die Kirche hat einen neuen Altar. Welches Konzept stand hinter dieser Veränderung?

Pfarrer Michael Vehlken
Pfarrer Michael Vehlken. | Foto: pd

Die Altarinsel wurde auf zwei Stufen abgesenkt und ein paar Meter nach vorne gezogen, so dass der Altar, jetzt unter der Vierung stehend, als wirklicher Mittelpunkt der Pfarrkirche erkennbar ist. Ursprünglich sollte ein heimischer Sandstein für den neuen Altar ausgesucht werden. Dieser schien aber nicht für ein solch großes Vorhaben geeignet zu sein, da zu weich und brüchig. Schließlich entschieden wir uns für einen Kalkstein aus Ägypten, aus der Gegend, in der der Pfarrpatron unserer Gemeinde lebte und wirkte. Dieser Stein fügt sich wunderbar in das farbliche Konzept der Kirche ein. Ebenso der Ambo ist aus diesem Kalkstein gehauen. Ein Osterleuchter, ebenfalls aus demselben Material, wird die neue Altarinsel komplettieren.

Wie stellt sich die neue Altarinsel dar?

Die Idee, um den Altar versammelt zu sein, wurde umgesetzt, indem Zelebrant und liturgische Dienste näher zu den mitfeiernden Gottesdienstbesuchern „herangerückt“ sind. Wir feiern nun auf Augenhöhe und mit einer wohlfühlenden Nähe zueinander. Eine Bestuhlung im Querschiff sorgt für eine große Flexibilität, so dass auch mit kleineren Gruppen oder mit immer weniger werdenden Gottesdienstbesuchern gut gefeiert werden kann.

Renovierungen sind immer mit viel Aufwand und gelegentlich auch mit Kontroversen verbunden. Welche Resonanz haben Sie auf die Neuerungen bekommen?

Festgottesdienst zur Wiedereröffnung
Mit einem Festgottesdienst hat die Gemeinde die Wiedereröffnung der St.-Antonius-Kirche gefeiert. | Foto: pd

Die grundsätzliche Idee einer Innenrenovierung wurde von Anfang an von der Gemeinde wohlwollend unterstützt. Die Notwendigkeit war ja unübersehbar und unüberhörbar. Kontrovers diskutiert wurden der Abbruch der alten und die Neuerrichtung der neuen Altarinsel. Zum einen war die Sorge da, dass „der Pastor nicht mehr zu sehen ist“, wenn der Altar so niedrig steht. Zum anderen wurde die alte Altarinsel, die seit den 1980er Jahren als Holzimprovisation erstellt wurde, passend zur Landesgartenschau 2003 in Gronau in Stein umgesetzt. Also vor einer relativ kurzen Zeit.

Was wurde damals verpasst?

Meines Erachtens wurde dabei versäumt, Anforderungen der Liturgie-Reform gerecht zu werden beziehungsweise die Altarinsel dem Kirchenraum anzupassen. Davon konnten der Architekt Gereon Rasche und ich die Leitungsgremien der Gemeinde überzeugen. Wichtig ist aber, dass 90 Prozent der Steinplatten der ehemaligen Altarinsel für die neue Altarinsel verwandt werden konnten. Ein von mehreren Beispielen, dass wir sehr nachhaltig agiert haben.

Im Sommer soll die Altarweihe sein - verbunden mit einem Gemeindefest. Was erhoffen Sie sich für diesen Tag?

Eigentlich waren die Neueröffnung der Kirche und die Altarweihe durch Bischof Felix Genn für den 15. November vorgesehen. Coronabedingt aber hätte nur ein Bruchteil der Gemeinde an diesem wirklich besonderen Ereignis teilnehmen können, was einfach schade gewesen wäre. Somit haben wir entschieden, dieses Fest im Sommer, am 22. August 2021, nachzuholen. Bischof Genn hat diesen Termin schon bestätigt. Ich wünsche mir, dass es ein Fest der Freude und der Begegnung wird. Schließlich soll unsere Pfarrkirche ein Ort der Begegnung zwischen Gott und Mensch, sowie Mensch und Mensch sein. Ich wünsche mir, dass wir unserer Freude über unser neugestaltetes Gotteshaus Ausdruck verleihen können und, wer weiß, vielleicht dürfen wir auch ein Fest des Dankes feiern, dass wir die Coronakrise überstanden haben.

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