Seelsorger in Corona-Zeiten (2)

Pfarrer Winkeler aus Hörstel mit kreativen Impulsen

Wie kann Seelsorge in Zeiten von Corona gelingen? In einer Serie erzählen Akteure aus dem Bistum Münster von ihren Ideen. Pfarrer Christoph Winkler aus Hörstel stand mit Balou dem Bären in der Kirche.

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Auch er und sein Seelsorgeteam wurden von den Mitteilungen über die Maßnahmen zum Schutz vor Corona in den Pfarrgemeinden überrumpelt, gibt Christoph Winkeler zu. „Uns wurde erst nach und nach bewusst, dass es sich nicht um eine kurze Ausnahmesituation, sondern um einen längeren Ausnahmezustand handelt“, sagt der Pfarrer aus St. Reinhildis in Hörstel. Dann war für ihn aber schnell klar: „Ich wollte als Priester und Seelsorger diesen Zustand gestalten – meinen Weg zusammen mit den Menschen in dieser neuen Wirklichkeit gehen.“

Eins kam für ihn nicht in Frage: „Zurücklehnen und warten, bis alles vorüber ist – dafür bin ich nicht der Typ.“ Und so wollte er es auch nicht bei den Telefonaten lassen, die er in der Anfangsphase vermehrt mit den Menschen in seiner Pfarrgemeinde führte. Das Glaubensleben mit Gottesdiensten, Treffen und Seelsorge-Gesprächen konnten die nicht ersetzen. Eine kreative Idee musste her.

 

Nähe trotz Distanz

 

Seine erste Maßnahme: Er feierte die täglichen Messen weiter, abwechselnd in den vier Hauptkirchen, natürlich ohne Teilnehmer in den Kirchenbänken. „Ich wollte den Menschen damit zeige, dass ich trotz allem in ihrer Nähe bin.“ Aber wie sollten sie davon erfahren? Eine Live-Übertragung war technisch nicht möglich. Die Idee war ein Impuls, der vor jedem Gottesdienst aufgezeichnet wurde und über das Internet abrufbar war.

Also stand Winkeler jeden Tag schon einige Minuten vor den Gottesdiensten in den Kirchen, vor sich den Küster oder die Küsterin mit dem Smartphone. Mal stand der Priester dort mit Maske und Desinfektionsmittel, mal mit dem Dschungelbuch-Bären Balou aus Plüsch in der Hand, mal mit Zauberstab und Zylinder. Immer mit einem Thema, das er aus dem Tagesevangelium entwickelte. Und oft mit Bezug zur aktuellen Situation. Aber immer mit neuen Ideen – mal seicht, mal munter, mal ernst und mal tiefsinnige.

 

Requisiten und Kulissen

 

„Neu an der Ansprache der Menschen war, dass ich meine Botschaften mit Bildern unterstützen musste“, sagt Winkeler. „Einfach nur am Ambo stehen, geht im Video nicht.“ Neben den Requisiten nutze er immer neue Orte in den Kirchen als Kulisse. Was bei den Zuschauern gut ankam. „Einige meldeten sich verwundert darüber, dass sie bestimmte Ecken in ihrer Kirche zum ersten Mal wahrnahmen.“

Auch der seelsorgliche Kontakt ist zwangsläufig ein anderer geworden. Wenn regelmäßige Treffen und Besuche wegfallen, müssen Alternativen her. Winkeler sagt, dass seine Nähe zur Gemeinde nicht geringer geworden ist. „Aber anders.“ Den Altenheimen etwa schickten die Pfarrgemeinde Geschenke. Zu Ostern bekamen die Senioren die Schokoladenhasen, die sonst an die Messdiener in den Ostergottesdiensten gehen. Die aber fielen ja aus.

 

Gute Ideen werden bleiben

 

„Kreativität und Flexibilität“, beschreibt Winkeler die Anforderungen an ihn in diesen Tagen. „Ich muss zugeben, dass das etwas ist, was uns in der Kirche oft schwerfällt.“ Vielleicht werde das eine positive Wirkungen der Pandemie sein. „Die guten Ideen können bleiben, wenn es den Corona-Virus bei uns schon längst nicht mehr gibt.“
 

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