Impuls von Pater Daniel Hörnemann OSB aus Gerleve

Pfingsten – ein Fest der Kommunikation

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Pfingsten ist nicht nur das Fest des Heiligen Geistes, sondern auch des Sprachwunders und des Verstandenwerdens. Gedanken von Pater Daniel Hörnemann aus Gerleve.

Es war einmal, gleich klingt es wie ein Märchen: „Alle Menschen hatten die gleiche Sprache und gebrauchten die gleichen Worte“ (Gen 11,1). So beginnt die Geschichte vom Turmbau zu Babel, die im Desaster der totalen Sprachverwirrung und Zerstreuung der Menschen endet. Hinter der Erzählung im ersten Buch der Bibel steht wohl die Ursehnsucht des Menschen nach Verstehen und Verstandenwerden.

Heute gibt es etwa 7.000 unterschiedliche Sprachen weltweit, zahlreiche Dialekte dazu. Sie haben sich über viele Jahrhunderte entwickelt und verändern sich fortwährend. Eine problemlose globale Verständigung bleibt wohl eine Utopie.

Pfingsten überwindet die Trennung von Babel

Selbst wenn wir dieselbe Sprache zu sprechen meinen, reden wir häufig aneinander vorbei. Wir unterhalten uns, ohne uns tatsächlich zu verstehen. Das positive Pendant zur Erzählung von der babylonischen Sprachverwirrung ist die Pfingstgeschichte (Apg 2) von der Aussendung des Heiligen Geistes, der alle erfüllte und sie befähigte, in anderen Sprachen zu reden. Es geht nicht in erster Linie darum, ob sie nun plötzlich Griechisch, Latein, Hebräisch oder Aramäisch verstanden.

Die Trennung von Babel ist ein für alle Mal überwunden, Pfingsten eint die Menschen. Die Apostel können ihnen das Evangelium Jesu Christi verkünden und werden überall verstanden, auch wenn nicht alle zustimmen. Dabei sprechen sie nicht nur mit Worten, ihre Taten und Gesten sind genauso entscheidend. Die Menschen können ihnen zuhören und zuschauen.

Pfingsten geschieht in der Verständigung

Wir können nicht "nicht" kommunizieren, sagt die Kommunikationspsychologie. Immer bringen wir sprachlich und leibhaftig Botschaften in die Welt. Es geschieht Kommunikation auf allen Ebenen.

Welche Sprache wird nun von allen verstanden? Es ist nicht die Sprache mit Vokabeln und Grammatik, keine künstliche Sprache wie zum Beispiel Esperanto, das sich nicht durchsetzen konnte, sondern die Sprache der Mitmenschlichkeit, etwa die wortlose, aber gestenreiche Sprache der Gastfreundschaft, die Überbrückung der Verständigungsgrenzen, die Sprache deutlicher Gebärden und wirkmächtiger Zeichen.

Das polyglotte Fest Pfingsten macht die babylonische Vielsprachigkeit nicht rückgängig. Dennoch folgt auf die Verwirrung von Babel die Vereinigung von Pfingsten. Wann immer Menschen miteinander kommunizieren, aufeinander hören und die Signale des Senders beim Empfänger klar und positiv ankommen, da geschieht Pfingsten.

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