Michael Rottmann zum Personalmangel in Kliniken und Heimen

Pflege-Leiharbeit: Ein Verbot könnte nach hinten losgehen

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Pflegerinnen und Pflegern ist das aus vollem Herzen zu gönnen: dass sie heute stärker als noch vor ein paar Jahren in dem Bewusstsein arbeiten können, gesuchte und geschätzte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu sein. Auch, weil der Pflegekräftemangel – insbesondere in Zeiten von Corona – allen vor Augen geführt hat, wie wichtig und wertvoll sie sind, und zwar im Wortsinn, kommentiert unser Redakteur Michael Rottmann.

Es war abzusehen, dass dies in einer Marktwirtschaft die Folgen haben würde, die wir seit einigen Jahren erleben: dass sich geschäftstüchtige Unternehmer überlegen, wie sich aus dem Handel mit dem knappen Gut „Pflegepersonal“ ein lohnendes Business machen könnte.

Wie lukrativ das zu sein scheint, zeigt die gewachsene Zahl der Agenturen, die Pflegerinnen und Pflegern Angebote machen, die manche kaum ablehnen können. Mit deutlich mehr Gehalt, Wunsch-Dienstzeiten oder Dienstwagen. Da wundert es schon fast, dass nicht schon viel mehr als die geschätzt zwei bis drei Prozent der Pflegerinnen und Pfleger in die Leiharbeit gewechselt sind.

Leiharbeit ein wichtiges Argument

Es mag nachvollziehbar sein, dass manche Stimmen aus Kliniken und Altenheime darauf drängen, Leiharbeit ganz zu verbieten. Das Problem lösen wird dies aber nicht. Zum Beispiel auch, weil abzusehen ist, dass sich etliche, die wegen des Schichtsystems zu Leihfirmen abgewandert sind, dann anderswo nach Arbeit umsehen würden – und für die Pflege verloren wären.

Was Verfechter eines Verbots außerdem verkennen: Leiharbeit bleibt ein wichtiges Instrument, um in Spitzenzeiten kurzfristig Personal zur Verfügung zu haben. Dafür muss aber sie lukrativ bleiben, damit sich Menschen finden, die die dafür notwendige Flexibilität aufbringen wollen. Das schließt dennoch nicht aus, dass manche Regulierungen nötig sein könnten. Etwa Lohnobergrenzen für Leihkräfte, wie sie Martin Pohlmann, der stellvertretender Direktor des oldenburgischen Landes-Caritasverbands, als Option angeregt hat.

Aber vielleicht hilft auch das neue Selbstbewusstsein von hochgeschätzten Pflegerinnen und Pflegern. Indem es auf junge Menschen ausstrahlt und den Beruf für sie wieder attraktiv macht.

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