Ulrike Göken-Huismann zu Missständen in der Pflege

Raus aus dem Pflegenotstand - Lippenbekenntnisse reichen nicht mehr!

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Unser Alltag ist voll von Krisen – eine davon ist der Notstand in der Pflege. Es braucht deutlich mehr als das Klatschen während der Pandemie. Die Politik muss endlich handeln, sagt Ulrike Göken-Huismann in ihrem Gastkommentar.

Aktuelle Krisen – Krieg in der Ukraine, zunehmende Verschärfung des Nahostkonfliktes, IS-Terroranschlag in Solingen, Sorgen um den Ausgang der Landtagswahlen in diesem Herbst – beschäftigen viele von uns und auch mich sehr. Trotzdem möchte ich ein Themenspektrum kommentieren, das in meiner Familie in den letzten Monaten große Bedeutung hatte.

Vielleicht spielt auch in ihrem konkreten Lebensalltag die Begleitung, Betreuung und Pflege von alten und/oder kranken Angehörigen eine große Rolle? Vielleicht fragen Sie sich auch: Wie kann ich neben Familie, Erwerbstätigkeit und Ehrenamt eine gute Versorgung von (Schwieger)-Eltern, Partner*in, Kinder oder anderen Angehörigen gewährleisten? 

Ich konnte erleben, welch großartigen „Job“ Mitarbeitende zum Beispiel in ambulanten Pflegediensten, Tagespflegeeinrichtungen oder Alten- und Pflegeheimen trotz schwieriger Rahmenbedingungen machen! Liebevoll gehen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit den ihnen anvertrauten Menschen um. „Würde unantastbar“ – das wird im konkreten Pflegealltag vielfach umgesetzt!

Wann kommen echte Lösungen?

Die Autorin
Ulrike Göken-Huismann aus Goch-Pfalzdorf ist Geistliche Leiterin der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (KFD) auf Bundesebene und Mitglied der Synodalversammlung des Synodalen Wegs.

Viel zu selten erfahren aber die Mitarbeiter*innen in Kranken- und Altenpflege in der Öffentlichkeit die Wertschätzung und Anerkennung, die sie verdienen. Das Klatschen in Corona-Zeiten war nahezu peinlich. Die Verantwortlichen in der Gesundheitspolitik wissen „eigentlich“ ganz genau, was angesagt ist.

Lippenbekenntnisse reichen nicht mehr! Vernünftige Lohn- und Arbeitsbedingungen in der Pflege müssen ganz oben auf der Agenda stehen. Nicht zuletzt als Angehörige der Generation Babyboomer frage ich mich, wann Gesundheitspolitiker*innen in Deutschland endlich wirkliche Lösungen des Pflegenotstands angehen wollen.

Auch in Kirche Luft nach oben

Auch in unserer Kirche ist bei diesem Thema noch viel Luft nach oben. Wir verlieren uns in endlosen Strukturdebatten angesichts massiv zurückgehender Zahlen bei pastoralem Personal und Gläubigen, aber die beeindruckende diakonische und seelsorgliche Arbeit in den verschiedensten Pflegeeinrichtungen vor Ort wird (zu) wenig wahrgenommen. Einrichtungen und Mitarbeitende von Diakonie und Caritas stehen eher am Rande. Ich rufe in Erinnerung, dass Liturgie, Verkündigung und Diakonie zusammengehören, sie sind die Grundvollzüge, Wesensmerkmale der Koinonia, der christlichen Gemeinschaft. Erstkommunionkatechese und Besuchsdienste im Altenheim sind gleich wichtig!

Wie soll die Zukunft der Pflege gestaltet und gesichert werden? Ich erwarte zeitnahe konkrete umfassende Handlungsschritte von Politik und Gesellschaft!

In unseren Gastkommentaren schildern die Autor:innen ihre persönliche Meinung zu einem selbst gewählten Thema. Sie sind Teil der Kultur von Meinungsvielfalt in unserem Medium und ein Beitrag zu einer Kirche, deren Anliegen es ist, die Zeichen der Zeit zu erkennen.

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