Wegen des Fehlens osteuropäischer Pflegekräfte

Pflegeverband zu Corona: Bis zu 200.000 nicht versorgte Menschen

Der Verband für häusliche Betreuung und Pflege (VHBP) geht wegen fehlender osteuropäischer Betreuungskräfte kurzfristig von einem Versorgungsnotstand aus. Bald könnten bis zu 200.000 Menschen schrittweise nicht mehr versorgt sein.

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Der Verband für häusliche Betreuung und Pflege (VHBP) geht wegen fehlender osteuropäischer Betreuungskräfte kurzfristig von einem Versorgungsnotstand aus. „Wir rechnen damit, dass ab Ostern 100.000 bis 200.000 Menschen schrittweise nicht mehr versorgt sind, dass sie allein zuhause bleiben und sie dann in Altenheimen oder Kliniken versorgt werden müssen“, sagte der Geschäftsführer des Verbandes, Frederic Seebohm, in der ARD-Fernsehsendung „Report Mainz“. Zusätzlich versorgt werden müssten zudem Menschen, die sowieso jetzt schon in Altenheimen und Kliniken seien.

Viele osteuropäische Betreuungskräfte verlassen laut dem ARD-Magazin wegen der Corona-Krise aus Angst Deutschland, wenige Osteuropäerinnen kommen derzeit als Ersatz nach. Auch Wartezeiten von bis zu 15 Stunden an der Grenze schreckten ab.

 

Geschätzt 300.000 osteuropäische Pflegekräfte

 

Michael Isfort vom Deutschen Institut für angewandte Pflegeforschung sagte: „Die Krankenhäuser können diese Personen nicht aufnehmen, weil sie die Plätze für Erkrankte brauchen. Die Pflegeheime sind voll, das heißt, dort können auch momentan nicht ad hoc tausende zusätzliche pflegebedürftige Menschen aufgenommen werden. Das heißt, momentan weiß man nicht, wie so etwas bewerkstelligt werden sollte.“

Derzeit sind nach Schätzung des VHBP rund 300.000 osteuropäische Betreuungskräfte in Deutschland tätig. 90 Prozent von ihnen arbeiten demnach schwarz. „Die Betreuungskräfte sind und waren immer schon systemrelevant, und dabei spielt es keine Rolle, ob sie legal oder illegal beschäftigt sind. Sie sind einfach als Personen hier in Deutschland systemrelevant. Nur sie stabilisieren das Versorgungssystem der Pflegebedürftigkeit“, sagte der Kölner Pflegeforscher Isfort.

 

Passiermöglichkeit an der Grenze

 

Deswegen appellierte VHBP-Geschäftsführer Seebohm an die Bundesregierung: „Wir brauchen für die Betreuungspersonen eine Passiermöglichkeit, dass sie die Grenze überqueren können. Das bedeutet eine Registrierungspflicht für diese Betreuungspersonen, damit man weiß, wer kommt.“

Der VHBP ist den Angaben zufolge der größte Branchenverband und vertritt über Vermittlungsagenturen rund ein Drittel der legal in Deutschland tätigen Betreuungspersonen.

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