Pilgernde Ikone in der Pfarrei St. Dionysius

Ein Jesusbild wandert durch Rheine - das steckt dahinter

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Jede Woche besucht sie eine andere Familie, steht jede Woche in einem anderen Wohnzimmer: In der Pfarrei St. Dionysius in Rheine pilgert eine Ikone durch die Gemeinde. Sonntags wird das Jesusbild der nächsten Station übergeben – die unterschiedlichen Erfahrungen halten die Familien in einem Logbuch fest.

Pfarrer Ebbo Ebbing kam die Idee, seine persönliche Ikone auf Pilgerreise zu schicken, bei der Vorbereitung der Firmung 2023. Das Jesusbild hatte der Pfarrer bei einer Weiterbildung entdeckt und gekauft. „Ich wollte das Bild aber nicht nur bei mir hängen haben, sondern eine Möglichkeit finden, es mit anderen zu teilen“. Gleichzeitig suchte er nach einer Idee, um die Familien der Firmlinge mit einzubinden. „Es war mir wichtig, die Familien daran zu erinnern, den Weg ihrer Kinder mitzugehen.“

Eine Ikone im Wohnzimmer

So entstand die Idee, die Ikone wochenweise von Familie zu Familie wandern zu lassen. In diesem Jahr steht die Aktion nicht nur den Firmlingen offen, sondern der ganzen Gemeinde. Jeder der möchte, egal ob Familie oder Einzelperson, kann dem Jesusbild ab Oktober für eine Woche ein vorübergehendes Zuhause geben.

Nicole Potthoff hat mir ihrer Familie schon im vergangenen Jahr teilgenommen und ist in diesem Jahr wieder dabei. Die Ikone in ihrem Wohnzimmer aufzustellen, war für sie ein Experiment. „Ich wusste eigentlich gar nicht, was mich erwartet.“ Die Ikone hatte sie prominent auf einer Kommode direkt neben dem Esstisch platziert. „Für mich war es ein gutes Gefühl, dass da jemand da ist, der mir beisteht. Eine gute Präsenz, auch in schlechten Momenten“.

Mit der Ikone kommen Anregungen zum Gebet

Ihre Familie konnte sich für die Ikone nicht so begeistern wie sie selbst. „Meine Tochter hat zu mir gesagt: ‘Ich fühle mich irgendwie beobachtet’“. Es sei für die anderen Familienmitglieder eher ein Wahrnehmen als ein Interagieren mit der Ikone gewesen. „In diesem Jahr nehmen sie aber mir zuliebe wieder teil“.

Weil es für viele Menschen nicht mehr selbstverständlich sei, den Glauben im Alltag zu leben, schickt Pfarrer Ebbing nicht nur die Ikone auf den Weg. Er hat gleich einen ganzen Koffer gepackt. Darin sind neben einer Beschreibung der Ikone auch ein paar Gebete und Anregungen, Kerzen, etwas Weihwasser. Auch eine Anleitung zum Gebet ist drin.

Jesus wird in St. Dionysius Rheine weitergereicht

„Die Leute sollen ja nicht da stehen und sich fragen: Was mache ich jetzt eigentlich damit?“ Im beiliegenden Logbuch können die Teilnehmer ihre Erfahrungen festhalten. Jeweils sonntags wird die Ikone dann an die nächste Station weitergegeben.

Leipziger Ikone
Die pilgernde Ikone gehört zu den „Leipziger Ikonen“. Der Künstler Sebastian Hosu gestaltet sie auf dem alten Holz ausgemusterter Kirchenbänke. Die erste entwarf er für die Katholische Studentengemeinde Leipzig. Grundlage war eine Kohlezeichnung, die später als Spiegelbild in Rot und Gold auf das Holz übertragen wurde.

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