GENERATIONEN

Die Jugend – ausgeliefert an eine alternde Gesellschaft

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Wehrpflicht, Rente, Handyverbot: Viele Debatten, die Jugendliche betreffen, werden ohne sie geführt, findet Jannis Fughe. Wie sich das ändern soll.

Der Kulturpass für 18-Jährige wird zum Jahresende 2025 gestrichen. Statt der bisherigen 100 Euro gibt es künftig: nichts. Für viele junge Menschen ist das ein Schlag ins Gesicht, ein Zeichen der Geringschätzung.

Der Kulturpass, der ihnen den Besuch von Theater, Konzerten oder den Bücherkauf ermöglichte, war ein Zeichen für Chancengleichheit und gesellschaftliche Teilhabe. Diese Streichung ist symptomatisch. „Wieder werden wir im Stich gelassen“, kritisiert Quentin Gärtner, Generalsekretär der Bundesschülerkonferenz.

Debatten über die Jugend statt mit ihr

Die Entscheidung steht in einer Reihe von Debatten, die junge Menschen direkt betreffen, aber zu oft ohne sie geführt werden. Es geht um die Wehrpflicht, die Zukunft des Rentensystems oder Handyverbote an Schulen.

In TV-Talkshows wird lieber über die Jugend geredet als mit ihr. Junge Menschen selbst, etwa Vertreter*innen aus Jugendverbänden oder der Bundesschülerkonferenz, sucht man in den Shows, in denen über sie diskutiert wird, in der Regel vergeblich.

Ihre Perspektiven bleiben an diesen Orten der öffentlichen Diskussion ebenso wie an den Verhandlungstischen der Politik viel zu häufig ungehört. Und das, obwohl ihre Stimmen für eine vorausschauende und gerechte Politik entscheidend wären.

Mangelnde Wertschätzung

Der Autor
Jannis Fughe ist seit 2021 hauptamtlicher Bundesvorsitzender der Katholischen Landjugendbewegung Deutschlands (KLJB). Zuvor war er ehrenamtlicher Landesvorsitzender der KLJB im Landesverband Oldenburg und Präsident des europäischen Dachverbands der Landjugend (MIJARC Europe). Jannis Fughe stammt aus Mühlen im Kreis Vechta und lebt in Bonn.

Diese Art der Politik signalisiert jungen Menschen: Eure Interessen sind vernachlässigbar. Die Stimme der Alten bestimmt angesichts des demografischen Wandels zunehmend politische Mehrheiten, ihre Meinung ist daher besonders gefragt in der Politik.

Junge Menschen fühlen sich zunehmend ausgeliefert an eine alternde Gesellschaft. Ein Mangel an Wertschätzung für junge Menschen widerspricht aber zutiefst dem Ideal einer Gemeinschaft, in der alle Stimmen ernst genommen werden.

Was es jetzt braucht

Daher wird es Zeit für einen fundamentalen Wandel: Junge Menschen müssen nicht nur gehört, sondern in sämtliche politische Entscheidungsprozesse auf allen Ebenen viel stärker als bisher einbezogen werden.

Es geht nicht nur um vermeintliche Jugendthemen, sondern um die Mitgestaltung aller Bereiche. Nur so kann Politik die notwendige Legitimation und Akzeptanz für ihre Entscheidungen erhalten, deren Konsequenzen die jüngsten Generationen am längsten zu tragen haben.

Eine Politik, die junge Menschen übergeht, gefährdet den Zusammenhalt der Gesellschaft. Die großen gesellschaftlichen Herausforderungen können nur gelöst werden, wenn alle Generationen gemeinsam daran arbeiten.

In unseren Gastkommentaren schildern die Autor:innen ihre persönliche Meinung zu einem selbst gewählten Thema. Sie sind Teil der Kultur von Meinungsvielfalt in unserem Medium und ein Beitrag zu einer Kirche, deren Anliegen es ist, die Zeichen der Zeit zu erkennen.

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