Kardinal Marx warnt vor Polarisierung in der Kirche

Politische Botschaften der Bischöfe am Fronleichnamsfest

Zu Fronleichnam haben die deutschen Bischöfe in ihren Predigten sowohl innerkirchliche als auch politische Themen angesprochen.

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Katholiken in ganz Deutschland haben am Donnerstag mit Gottesdiensten und farbenfrohen Prozessionen das Fronleichnamsfest gefeiert. Der mittelalterliche Name bedeutet so viel wie „Fest des Leibes und Blutes Christi“. Damit erinnert die Kirche an die Gegenwart Jesu im Sakrament der Eucharistie. In diesem Jahr fiel das Fest mit dem Weltflüchtlingstag zusammen.

Auf dem Münchner Marienplatz äußerte sich der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, besorgt darüber, dass mittlerweile auch in der Kirche eine „Sprache der Polarisierung“ und Richtungskämpfe herrschten. „Bei aller Vielfalt, die das katholische Leben hat: Wir gehören zusammen, hier an diesen einen Tisch“, sagte er in seiner Fronleichnamspredigt. Der Münchner Erzbischof rief dazu auf, die Sprache immer wieder zu überprüfen. Die Fronleichnamsprozession sei auch eine „Demonstration der Selbstverpflichtung“, dass die Christen Zeichen und Werkzeug der Einheit sein wollten für alle Menschen.

 

Kardinal Woelki fordert Europa zum Kampf gegen Hunger auf

 

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki forderte die Staatengemeinschaft zum verstärkten Kampf gegen Hunger und Elend auf. Hunger sei oftmals Ursache sowie Folge von massenhafter Vertreibung und Flucht, sagte er. Hunger und Vertreibung aber seien politische Probleme, „und politische Probleme sind zu lösen“, so der Kölner Erzbischof.

Der Kardinal verwies auf den Evangeliumstext über die wundersame Brotvermehrung und die Bedeutung des Teilens von Brot. „Dazu gehört die Schaffung von Gerechtigkeit und Teilhabe an Wohlstand und Bildung. Dazu gehört humanitäre Hilfe mit langfristigen Entwicklungschancen.“ Notwendig sei zudem die Hilfe zur Selbsthilfe für die Betroffenen.

 

Erzbischof Heße würdigt Einsatz von Flüchtlingshelfern

 

Woelki erinnerte an die 2015 von den Vereinten Nationen formulierten Nachhaltigkeitsziele, zu denen auch die Verbannung des Hungers auf der Welt bis 2030 gehört. Tatsächlich aber litten laut Welthunger-Index 2018 rund 124 Millionen Menschen unter akutem Hunger. Das sei ein „markanter Anstieg“ gegenüber den 80 Millionen im Jahr davor.

Hamburgs katholischer Erzbischof Stefan Heße würdigte das Engagement zahlreicher Flüchtlingshelfer: „Ich bin dankbar, dass sich so viele Christen um Menschen kümmern, die auf der Flucht sind“, sagte er am Donnerstag vor 6.000 Schülern beim Fronleichnamsgottesdienst auf dem Hamburger Fischmarkt. „Als Christen sollten wir auch für die abgelegenen und ungelegenen Momente offen sein“, betonte Heße. Auf seiner jüngsten Reise nach Äthiopien als Flüchtlingsbeauftragter der Deutschen Bischofskonferenz habe er viele Menschen getroffen, die das Gefühl hätten, dass niemand an sie denke. Solidarität und Mitmenschlichkeit seien daher dringend geboten.

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