Diskussion über neue Großschlachterei in Cloppenburg

Prälat Peter Kossen kritisiert „Ausbeutung“ von Migranten

Prälat Peter Kossen kritisiert erneut scharf die Ausbeutung von Arbeitsmigranten aus Osteuropa. Unternehmer, die solche Ausbeutung zuließen, machten sich mitschuldig an moderner Sklaverei, „auch wenn sie viele Kirchensteuern zahlen“.

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„Die Vermittlung von Arbeitskräften aus Ost- und Südosteuropa hat fließende Grenzen zum Menschenhandel und zur Zwangsprostitution“, ist sich Prälat Peter Kossen sicher. Junge Frauen und Mädchen, „oft Analphabetinnen aus Bulgarien und Rumänien“, würden mit dem Versprechen guter Arbeit nach Deutschland gelockt und hier dann zur Prostitution gezwungen. „›Fleisch ist Fleisch‹ und das eine wird so verächtlich behandelt und gehandelt, wie das andere – mit dem Unterschied, dass Tierhandel und Tierhaltung stärker reguliert sind.“

Der Pfarrer aus Lengerich äußert sich heute Abend bei einer Veranstaltung in der Katholischen Akademie Stapelfeld in Cloppenburg. Dort wird darüber diskutiert, dass ein italienischer Investor eine neue Großschlachterei in Molbergen (Kreis Cloppenburg) bauen möchte. Das Redemanuskript von Pfarrer Kossen liegt „Kirche-und-Leben.de“ vor.

 

„Ein hochproblematisches Menschenbild“

 

„Seit Jahren sehen wir hier in der Region massive und wachsende Arbeits-Ausbeutung durch den Missbrauch von Werkverträgen und Leiharbeit“, kritisiert Kossen. Ein Beispiel sei die „Abzocke“ von Arbeitsmigranten durch „Wuchermieten“ für „verschimmelte Bruchbuden“ oder „Slum-artige“ Unterkünfte auf Campingplätzen.

„Der arbeitende Mensch ist oft nicht mehr als ein Produktionsfaktor und eine Kostenstelle“, beklagt Kossen. Werkvertrags- und Leiharbeit würden als Sachkosten verrechnet, nicht als Personalkosten. „Dahinter steht ein hochproblematisches Menschenbild!“

 

„Die Kommunalpolitik ist erpressbar“ –„Mafia in Essen“

 

Prälat Peter Kossen. | Foto: Johannes Bernard
Prälat Peter Kossen. | Foto: Johannes Bernard

„Wie kann das sein, dass Menschen so behandelt werden in Ihrer doch so christlich-katholisch geprägten Region?“, werde Kossen oft gefragt. „Die Kommunalpolitik ist erpressbar und schaut weg“, nennt Kossen als einen Grund in seinem Vortrag. Und „wenn hier und da die Ausbeutung und Menschenschinderei öffentlich wird, werden kriminelle Subunternehmer ersetzt – durch kriminelle Subunternehmer!“

In Essen (Oldenburg) sei vor zwei Jahren ein „Runder Tisch“ eingerichtet worden – doch er habe kein einziges Mal getagt. „In Essen kann man sehen, wie Mafia funktioniert und was das mit einem Ort macht“, kritisiert Kossen. Dort und anderswo habe sich nichts verändert.

Deutschland sei ein Billiglohnland und beliebt für Firmenverlagerungen in der Fleischindustrie, „weil man hier so ungeniert menschliche Arbeitskraft ausbeuten kann“, meint Kossen. Unternehmer, die solche Ausbeutung zulassen, machten sich mitschuldig an moderner Sklaverei, „auch wenn sie viele Kirchensteuern zahlen“.

 

Positive Ausnahmen

 

Es gebe aber auch positive Ausnahmen in der Fleischindustrie, sagt Kossen. Als Beispiele nennt er die Firma Schulte in Lastrup, Paul Brand in Lohne und Böseler Goldschmaus in Garrel, die „immer schon oder in naher Zukunft“ ohne Werkvertrags- und Leiharbeiter auskämen. „Es geht also!“

Mit Blick auf die neue geplante Großschlachterei sagt er: „Wir brauchen keinen neuen Schauplatz moderner Sklaverei!“ Vielmehr müsse „endlich Schluss sein mit der Menschenschinderei in Essen und Cloppenburg, in Sögel und Lohne, in Wildeshausen und Ahlhorn. Und in Molbergen darf sie gar nicht erst anfangen!“

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