Kolumbianischer Friedensnobelpreisträger zu Gast beim Katholikentag in Münster

Präsident Santos: Frieden schaffen ist wie eine Kathedrale bauen

Kolumbiens Staatspräsident Juan Manuel Santos hat dazu ermutigt, sich von langwierigen Prozessen zum Frieden nicht abschrecken zu lassen. Der Friedensnobelpreisträger sprach am Donnerstag vor gut 2.000 Zuhörern beim Katholikentag in Münster.

Anzeige

Kolumbiens scheidender Staatspräsident Juan Manuel Santos zeigt sich optimistisch für den schwierigen Friedensprozess in seinem Land. Auch die Rebellen der ELN würden die Vorteile des Friedens erkennen, sagte der Friedensnobelpreisträger am Donnerstag vor gut 2.000 Zuhörern beim Katholikentag in Münster. Am selben Tag hatten auf Kuba Friedensverhandlungen mit der zweitgrößten Rebellenorganisation des Landes begonnen.

Santos räumte ein, viele hätten seinen Weg vom Verteidigungsminister unter seinem Vorgänger Alvaro Uribe, also quasi „vom Kriegsminister zum Friedenspräsidenten“, nicht begriffen. Manchmal müssten aber „erst die Bedingungen geschaffen werden“, so Santos. Er sei in einem Land aufgewachsen, in dem Gewalt alltäglich gewesen sei. In seiner Zeit als Journalist habe er begriffen, dass „die Bevölkerung allmählich das Mitgefühl verlor“. Er habe begriffen, dass „das Land keine Zukunft hat, wenn wir diesen Konflikt nicht beenden“.

 

„Überzeugen statt befehlen“

 

Juan Manuel Santos Calderon (66) ist seit August 2010 Staatspräsident Kolumbiens. Für seinen Einsatz bekam er Ende 2016 den Friedensnobelpreis. Nach langen Verhandlungen unterzeichneten Santos und die FARC-Führung im September 2016 ein Friedensabkommen, das den seit 52 Jahre andauernden Bürgerkrieg im Land beendete. Rund 270.000 Menschen kamen in diesem Konflikt ums Leben; acht bis neun Millionen wurden zu Binnenflüchtlingen.

Einen Krieg zu führen, sei einfach, betonte der Nobelpreisträger. Frieden zu machen sei viel schwieriger; dort müsse man „überzeugen statt befehlen“. Santos wörtlich: „Frieden zu schaffen ist, wie eine Kathedrale zu bauen: Ein solides Fundament muss konstruiert werden, Ziegelstein muss auf Ziegelstein gesetzt werden.“ Das brauche lange. Seine Regierung habe ein Lehrfach Frieden eingeführt, „damit Kolumbianer von klein auf lernen, dass man Konflikte durch Dialog lösen kann, statt mit Gewalt“.

In 14 Tagen finden in Kolumbien Präsidentschaftswahlen statt. Santos kann qua Verfassung nicht mehr antreten; ihm bleiben noch drei Monate im Amt. Bei den Parlamentswahlen im März wurden die Gegner des Friedensprozesses gestärkt.

Anzeige