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Der Prager Kardinal und Alterzbischof Miloslav Vlk ist tot. Er erlag am Samstag im Alter von 84 Jahren einem Krebsleiden, wie Vlks Nachfolger, Erzbischof Dominik Duka, mitteilte. Vlk gehört zu den prägenden Gestalten der Kirche in Mittel- und Osteuropa nach dem Sturz des Kommunismus. Seit der politischen „Wende“ von 1989 setzte er sich mit ganzer Kraft für den Wiederaufbau der katholischen Kirche seines Landes ein.
Im Jahr 2005 war Vlk in Münster zu Gast. Er sprach bei einem Theologentreffen im Jubiläumsjahr „1200 Jahre Bistum Münster“. 2004 referierte er bei einer Tagung in der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Münster.
Papst würdigt „hartnäckige Treue zu Christus“
Papst Franziskus würdigte Vlk in einem Beileidstelegramm als engagierten und großherzigen Hirten. In einem für solche Anlässe ungewöhnlich persönlichen Ton schrieb Franziskus weiter, er erinnere sich „mit Bewunderung“ an Vlks „hartnäckige Treue zu Christus trotz der Entbehrungen und der Verfolgungen gegen die Kirche“.
Der Prager Kardinal bemühte sich lange um die Restitution des von den Kommunisten verstaatlichten Kircheneigentums und scheute dabei auch nicht vor Gerichtsprozessen mit dem Staat zurück. Große Verdienste erwarb er sich um die Aussöhnung zwischen Tschechen und Deutschen. Vlk genoss über Tschechien hinaus hohes Ansehen.
Zu Gast beim Bistumsjubiläum in Münster
Bei seinem Besuch 2005 in Münsters Bistums-Akademie Franz-Hitze-Haus lobte der Prager Erzbischof das Leitwort des damaligen Bistumsjubiläums „Eine Liebesgeschichte“. Trotz der negativen Seite der Bistumsgeschichte gebe es auch viel Positives.
Als Beispiel nannte er die vielen Frauen und Männer, die überzeugend für den Glauben eingetreten seien – wie etwa der Ordensgründer Arnold Janssen und Kardinal Clemens August von Galen. Die Kirche sei berufen, einen geistlichen Weg zu gehen. Würde man etwa anderes wollen, veränderten sich die kirchlichen Institutionen zu „seelenlosen Apparaten“.
Fabrikarbeiter und Fensterputzer
Am 17. Mai 1932 im südböhmischen Liznice geboren, entschloss sich Vlk früh zum Priestertum. Allerdings lösten nach dem Zweiten Weltkrieg die tschechoslowakischen Kommunisten sämtliche Seminare auf. Vom Besuch eines „Staatsseminars“ rieten die Bischöfe ab. Vlk arbeitete in einer Fabrik und absolvierte den Militärdienst. Danach gewährte ihm der Staat den Besuch einer Hochschule; so studierte er Archivwissenschaften und wurde schließlich Direktor des Bezirks- und Staatsarchivs in Budweis.
1964 nahm er nach Beratungen mit seinem Bischof das Theologiestudium in Litomerice auf und wurde im Juni 1968 zum Priester geweiht. Anschließend war Vlk in der Seelsorge tätig. 1978 belegten ihn die Behörden mit einem Berufsverbot. Er schlug sich mit Gelegenheitsarbeiten durch und arbeitete unter anderem als Fensterputzer. Heimlich wirkte er als Seelsorger im Untergrund. Erst 1986 erhielt er wieder die staatliche Erlaubnis, als Priester arbeiten zu dürfen.
Nach der „Samtenen Revolution“ von 1989 wurde Vlk 1990 Bischof von Budweis. Ein Jahr später ernannte ihn Papst Johannes Paul II. als Nachfolger von Kardinal Frantisek Tomasek zum Hauptstadt-Erzbischof (1991-2010); 1994 verlieh er ihm die Kardinalswürde. Von 1993 bis 2000 war Vlk Vorsitzender der Tschechischen Bischofskonferenz. Von 1993 bis 2001 hatte er auch den Vorsitz im Rat der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) inne.