Politiker wollen junge Menschen und Zuwanderer für Partei gewinnen

Premiere im Westen: CDU Niedersachsen gründet „Katholischen Arbeitskreis“

  • Die CDU im Land Niedersachsen hat einen „Katholischen Arbeitskreis“ gegründet.
  • Landes- und Kommunalpolitiker wollen damit junge Wähler und Zuwanderer in den Blick nehmen.
  • Der Hildesheimer CDU-Ratsherr Mirco Weiß hatte die Idee.

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Für die CDU in Westdeutschland ist das eine Premiere: Der Landesverband Niedersachsen hat am 27. September in Hannover einen offiziellen „Katholischen Arbeitskreis“ gegründet. Der elfköpfige Kreis ist am 12. Oktober zu seiner ersten Sitzung zusammengekommen; der Landesvorstand hatte Mirco Weiß zum Vorsitzenden ernannt. Der 38-Jährige ist Ratsherr der Stadt Hildesheim und berufstätig als Diözesansekretär des Kolpingwerks im Bistum Hildesheim.

Der Gründungsbeschluss fiel am Tag nach der Bundestagswahl mit einem für die CDU enttäuschenden Ergebnis. Die Idee habe er aber schon früher dem Landesverband vorgeschlagen, betont Mirco Weiß im Gespräch mit „Kirche-und-Leben.de“. Es gehe darum, „aktiv an der politischen Ausrichtung der CDU Niedersachsen mitzuwirken und dem C im Parteinamen zu neuer Strahlkraft zu verhelfen.“ So könne man möglicherweise katholische Wähler zurückgewinnen, „die der Partei zunehmend den Rücken kehren“, so Weiß. Wahlforscher hätten herausgefunden, dass nur ein Drittel der Katholiken CDU gewählt habe.

 

Junge Wähler und Zuwanderer im Blick

 

Weiß denkt an junge Wähler, die wegen des „großen christlichen Themas Bewahrung der Schöpfung“ vielleicht zu den Grünen abgewandert seien. Zudem wolle der neue Arbeitskreis Zuwanderer in den Blick nehmen, etwa aus Polen. „Menschen, die überwiegend katholisch sozialisiert sind und Wahlentscheidungen durch eine tiefe Frömmigkeit beeinflusst treffen.“ Der Katholische Arbeitskreis wolle deshalb eindeutig katholisch hinterlegte Themen in der CDU größeren Raum geben, betont Weiß.

Denkbar seien Fragen rund um den Schutz des menschlichen Lebens, den Sonntagsschutz, aber auch den Religionsunterricht als klassisches Thema der Landespolitik. Zudem wolle der Arbeitskreis die Bewahrung der Schöpfung und die Bekämpfung der Armut in den Blick nehmen, überhaupt „die katholische Soziallehre“.

 

Stellenwert des politischen Katholizismus

 

Weiß berichtet, er habe schon länger das Gefühl, dass „dieser politische Katholizismus in der CDU sich auszuschleichen scheint“. Für ihn sei das der Anstoß gewesen, dem Landesvorstand in Hannover die Gründung eines solchen Arbeitskreises vorzuschlagen.

Für die Landtagswahl am 9. Oktober 2022 werde man ein Grundsatzpapier erarbeiten. Was der Arbeitskreis allerdings bewusst nicht tun werde: sich kirchenpolitisch äußern. „Wir sind nicht dazu da, um innerkirchliche Debatten zu begleiten.“

 

Amtliche Gliederung

 

Der Katholische Arbeitskreis wird neben zwölf Landesfachausschüssen und vier weiteren Arbeitskreisen auf Landesebene der CDU arbeiten. Das ist ein wesentlicher Unterschied zu Vereinigungen wie „Christdemokraten für das Leben (CDL)“ oder „Werteunion“, die keine amtlichen Parteigliederungen sind.

Der Katholische Arbeitskreis ist der erste in einem westdeutschen Landesverband der CDU. Ähnliche Zusammenschlüsse gibt es in der Partei sonst nur in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Dort arbeiten sie schon seit Jahren. Die CDU im Landesverband Nordrhein-Westfalen habe einen solchen Arbeitskreis nicht, teilt die Landesgeschäftsstelle in Düsseldorf mit. Es gebe dort auch keinerlei Bestrebungen in dieser Hinsicht.

Einen offiziellen „Evangelischen Arbeitskreis“ gibt es auf CDU-Bundesebene allerdings schon seit 1952. Er hat Sitz und Stimme auf allen Parteiebenen.

Katholischer Arbeitskreis CDU Niedersachsen
Zum Gründungsteam im Katholischen Arbeitskreis der CDU Niedersachsen gehören neben Mirco Weiß die Landtagsabgeordneten Burkhard Jasper aus Osnabrück, Christian Calderone aus Quakenbrück, Thomas Ehbrecht aus dem Eichsfeld, Veronika Koch aus Helmstedt, Christian Führer aus Lingen, Karl Ludwig von Danwitz aus Soltau, Christoph Plett aus Peine, sowie die kommunalen Abgeordneten Bernhard Schlossarek aus Hannover und Luis Bormann aus Harsum.

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