Geistliche im Bistum Münster über ihren Dienst zwischen Kirchenfrust und Hoffnung

Priester in dieser Zeit: Wie geht es Ihnen, Propst Notz?

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Sie sind in den Gemeinden für viele nach wie vor das offizielle Gesicht der katholischen Kirche: die Priester. Wie gehen sie mit der Kritik um, die sie persönlich abbekommen? Wie erleben sie ihren Dienst zwischen Frust und Hoffnung? Das hat "Kirche-und-Leben.de" Priester im Bistum Münster gefragt und stellt die Ergebnisse an jedem Tag dieser Woche bis Pfingsten vor. Hier sind die Antworten von Stefan Notz, Propst in Xanten.

Wie gehen Sie damit um, Kirchenfrust und -wut ganz persönlich abzubekommen?

Im Altar des Xantener Doms erinnert die Darstellung eines Hahns an Petrus, der Jesus verleugnet. Das Motiv hilft mir jeden Tag mein eigenes Reden und Denken zu prüfen. Die Menschen, egal welcher Altersgruppe, suchen nach einer lebbaren Verbindung von Evangelium und Zeitgenossenschaft. Da bietet die Kirche zu wenig an. Sie wiederholt zu sehr die Antworten der Vergangenheit. Sie muss die Fragen von heute hören und darf sie nicht pauschal als Zeitgeist diffamieren. Mir ist es wichtig auf die Erfahrungen und den Glaubenssinn der Gläubigen zu hören. Der krähende Hahn erinnert mich an meine Verantwortung. Ich erlahme nicht im Kirchenfrust, weil ich im Glauben nicht allein da stehe. Nicht wenige sind dabei und bleiben, gerade jetzt.

Was bedeutet es für Sie, in dieser Zeit Priester zu sein?

Im Gespräch:
Stefan Notz (60) ist Propst in St. Viktor Xanten. 1989 wurde er zum Priester geweiht. | Foto: privat
Stefan Notz (60) ist Propst in St. Viktor Xanten. 1989 wurde er zum Priester geweiht. | Foto: privat

Ich glaube an Gottes Gegenwart in der Welt. Diese kann sehr unterschiedlich erfahren werden. Als Priester verstehe ich mich als Begleiter. Auch wenn mir Jesus Christus persönlich nahe ist, möchte ich anderen helfen Gottes Gegenwart zu entdecken. Als Priester habe ich dazu gute Möglichkeiten. Die Gestalt des priesterlichen Selbstverständnis ist in Veränderung begriffen. Das ist gut. Der Klerikalismus ist keine Option. Priesterliche Menschen, die Gott achten und von ihm her für die Menschen da sind, brauchen wir dringend.

Was macht Ihnen Hoffnung?

Wandlung ist das Geheimnis des Glaubens. In jeder Heiligen Messe darf ich das der Gemeinde und mir selber sagen. Der Liebe Gottes in Christus traue ich die Wandlung zu. Ein Wort aus dem Jonannes-Evangelium ist für mich sprechend: "Allen, die ihn aufnahmen, gab er die Vollmacht der Kinder Gottes." Genau das ist meine Hoffnung.

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