Geistliche im Bistum Münster über ihren Dienst zwischen Kirchenfrust und Hoffnung

Priester in dieser Zeit: Wie geht es Ihnen, Pfarrer Zumdohme?

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Sie sind in den Gemeinden für viele nach wie vor das offizielle Gesicht der katholischen Kirche: die Priester. Wie gehen sie mit der Kritik um, die sie persönlich abbekommen? Wie erleben sie ihren Dienst zwischen Frust und Hoffnung? Das hat "Kirche-und-Leben.de" Priester im Bistum Münster gefragt und stellt die Ergebnisse an jedem Tag dieser Woche bis Pfingsten vor. Hier sind die Antworten von Heiner Zumdohme, Pfarrer in Damme.

Wie gehen Sie damit um, Kirchenfrust und -wut ganz persönlich abzubekommen?

Ich bekomme eigentlich nur wenig ab von der Kirchenwut und dem Kirchenfrust, denn leider sind viele Menschen mittlerweile gleichgültig, wenn es um das Thema Kirche geht. Letztens bekam ich noch einen Brief eines enttäuschten Christen aus unserer Gemeinde. Er war wütend über den Umgang der Kirchenleitung mit den Missbrauchsfällen. Ich habe mich mit ihm verabredet und wir haben ein sehr gutes Gespräch geführt. In diesen Gesprächen kann ich nur viel Verständnis zeigen für die Wut, die Trauer, das Unverständnis und die Scham, die diese Person für seine Kirche empfindet. Ab und an, aber eher selten, melden sich auch Personen, die aus der Kirche ausgetreten sind, auf meinen Brief, den ich ihnen schicke nach ihrem Kirchenaustritt, in dem ich ihnen ein Gespräch über Ihre Beweggründe anbiete. Auch in diesen Gesprächen geht es oft um die Einstellung der Kirche zu Themen der Sexualität aber auch um den Umgang der Kirche mit Geld. Auch hier muss ich mich häufig als Prellbock zur Verfügung stellen und einfach nur zuhören und Verständnis zeigen. Manchmal gelingt es, dass ich in diesen Gesprächen den Blick weite für das, was Kirche auch an Gutem leistet in und für unsere Gesellschaft, ohne das Schlimme, das in und durch Kirche geschah und geschieht schön zu reden. Ich gebe zu, ohne die Freundschaft mit Christus, mit meiner Familie und einigen guten Freundinnen und Freunden wäre manche Situation schwerer zu ertragen.

Was bedeutet es für Sie, in dieser Zeit Priester zu sein?

Im Gespräch:
Heiner Zumdohme (46) ist Pfarrer in St. Viktor Damme. 2004 wurde er zum Priester geweiht. | Foto: Michael Rottmann
Heiner Zumdohme (46) ist Pfarrer in St. Viktor Damme. 2004 wurde er zum Priester geweiht. | Foto: Michael Rottmann

Priestersein bedeutet für mich in dieser Zeit trotzdem und trotz allem die frohe Botschaft zu verkünden. Diese Verkündigung geschieht für mich vor allem in der tätigen Nächstenliebe. Sie gehört für mich untrennbar von Glaubenslehre, Gebet und Kirchlichkeit zum Wesentlichen christlicher Existenz und sie ist für mich die auffälligste und verheißungsvollste Reklame für Christus heute. Und andere Menschen zu motivieren sich in den Dienst des Nächsten zu stellen, darin sehe ich meine Aufgabe als Priester heute.

Was macht Ihnen Hoffnung?

Hoffnung macht mir all das, wo Kirche es schafft, nicht auf sich selbst und für sich selbst zu leben, sondern spürbar wird, dass sie sich auf das Leben der Menschen einlässt und es im Geist des Evangeliums zu humanisieren versucht.