Regens des Borromaeums im Interview mit Kirche+Leben

Priesterausbilder Niehues: System der Kirche ist am Ende

Der gewählte Vertreter der katholischen Priesterausbilder in Deutschland, der münstersche Regens Hartmut Niehues, verlangt neue Wege in Seelsorge und Priesterausbildung. „Das System, wie es bisher besteht, ist am Ende“, sagt der Vorsitzende der Deutschen Regentenkonferenz der Wochenzeitung „Kirche+Leben“.

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Der gewählte Vertreter der katholischen Priesterausbilder in Deutschland, der münstersche Regens Hartmut Niehues, verlangt neue Wege in Seelsorge und Priesterausbildung. „Das System, wie es bisher besteht, ist am Ende“, sagt der Vorsitzende der Deutschen Regentenkonferenz der Wochenzeitung „Kirche+Leben“. Das gelte für die Ebene der Gemeinden, die Strukturen darüber sowie für die Priesterausbildung. Niehues äußert sich zum katholischen Weltgebetstag um geistliche Berufe am Sonntag (17.04.2016).

Bei den Priesteramtskandidaten sei die katholische Kirche in Deutschland „quasi an der Nulllinie“ angekommen, sagt der Leiter des Priesterseminars Borromaeum. So sei in Münster im März nur ein einziger Kandidat ins Gemeindejahr gestartet. Das werde tiefgreifende Konsequenzen haben. Zugleich gebe es immer weniger Kirchenmitglieder, die den sakramentalen Dienst eines Priesters überhaupt wahrnehmen.

 

„Rechnen die Menschen damit, dass Gott in ihnen handelt?“

 

„90 Prozent unserer Leute nehmen sonntags nicht an der Eucharistie teil. Beichte und Krankensalbung sind selten geworden“, sagt der Regens. Es stehe die Frage im Raum, ob die Menschen heutzutage „überhaupt noch damit rechnen, dass Gott in ihnen handelt. Und dass sein Handeln erfahrbar ist in den sakramentalen Zeichenhandlungen, die die Kirche seit frühester Zeit feiert.“

Regens Hartmut Niehues.
Regens Hartmut Niehues. | Foto: Martin Schmitz

Niehues plädiert für eine stärkere Einbeziehung der Laien in die Seelsorge. Diese könne von hauptberuflichen Kräften der Kirche angesichts von Priestermangel und größer werdenden Gemeindestrukturen gar nicht allein geleistet werden. „Jeder Getaufte ist für den anderen Seelsorger“, verdeutlicht Niehues. Aufgabe des Priesters müsse es in Zukunft sein, „die Getauften in ihrem Christsein und in ihrem Dienst für die anderen zu stärken“.

 

„Machtverzicht“ der Priester gefordert

 

Generell spricht sich Niehues für einen „Machtverzicht seitens der Priester“ aus. Der „Machtmissbrauch“ mancher „Pfarr-Herren“, der sexuelle Missbrauch, der Umgang damit in der Kirche sowie ein manchmal fragwürdiges Finanzgebaren hätten zu einem tiefen Verlust an Glaubwürdigkeit geführt. „Es braucht meiner Meinung nach ein bescheidenes, ja demütiges Auftreten der Kirche in der Gesellschaft.“ Vielleicht fassten die Menschen dann wieder Vertrauen „zur Botschaft der Hoffnung, die wir verkünden“.

Die Deutsche Regentenkonferenz ist ein Zusammenschluss der Leiter der bundesweit mehr als 25 Seminare für die Ausbildung der Priesteramtskandidaten. Hartmut Niehues wurde im März an ihre Spitze gewählt.

Das Interview im Wortlaut
Das vollständige Interview mit Hartmut Niehues lesen Sie exklusiv in Kirche+Leben (Ausgabe vom 17.04.2016). Darin äußert sich der Regens unter anderem zur Gestaltung von Liturgien durch Pastoralreferenten – und er sagt, dass vielen Gottesdienst-Besuchern eine ansprechende Gestaltung der Liturgie inzwischen wichtiger sei als die Frage, ob es eine Eucharistiefeier ist.

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