Pfarrer Kossen und Aktionsbündnis protestieren am 30. November

„Primark“ in Münster: Kirche kritisiert „textilen Billigramsch“

Der Textil-Discounter „Primark“ kann sich warm anziehen: Am Tag der Filial-Eröffnung in Münster informieren mehrere kirchliche Gruppen und Einzelpersonen über Wegwerf-Mode – und über die Arbeitsbedingungen der Näherinnen.

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Zur Eröffnung einer Filiale des Textil-Discounters „Primark“ nahe der Lambertikirche in Münster am 30. November klären mehrere Gruppen und Einzelpersonen über Wegwerf-Mode auf. Wie das Bündnis „Fair Fashion statt Fast Fashion“ mitteilt, gibt es ab 10 Uhr auf der Stubengasse Aktionen und Informationen zum Thema „Nachhaltige Mode“.

Je mehr Kollektionen Unternehmen wie „Primark“ auf den Markt werfen, „desto schneller sind die aktuellen Trends auch wieder out“, beklagt Kirsten Clodius von der Christlichen Initiative Romero (CIR). „Fast Fashion“ werde nicht nachhaltig und ressourcenschonend, sondern „zum Wegwerfen produziert, da sie nur eine kurze Modesaison halten muss“.

 

„Entwertung und Wegwerf-Mentalität“

 

Zudem führten die Billigpreise von „Primark“ zu einer „Entwertung der Kleidung“ und einer „sich verschärfenden Wegwerf-Mentalität“ bei den oft jungen Kunden, so Clodius. Auch das trage dazu bei, dass die Modebranche inzwischen – hinter der Erdölindustrie – „auf Platz zwei der weltweit größten Umweltverschmutzer“ liege.

Pfarrer Peter Kossen | Foto: pd
Pfarrer Peter Kossen. | Foto: pd

Auch Pfarrer Peter Kossen aus Lengerich, jahrelanger Kämpfer für Arbeitnehmerrechte zum Beispiel in der oldenburgischen Fleischindustrie, gehört dem Aktionsbündnis an. „Unter unmenschlichen und gefährlichen Arbeitsbedingungen schuften Näherinnen in Südostasien, damit bei uns immer schneller neue Kollektionen zu Billigstpreisen auf den Markt geworfen werden können“, prangert er an. Den Preis für die Wegwerf-Mode zahlten die Näherinnen mit ihrer Gesundheit.

 

Breites Aktionsbündnis

 

Kossen erinnert zudem an den Einsatz zweifelhafter Chemikalien in Billigklamotten: „Wer kann, sollte den textilen Billigramsch umgehen – um der Arbeitssklavinnen in Asien und um der eigenen Gesundheit willen.“

Dem Aktionsbündnis gehören nach eigenen Angaben neben der CIR unter anderem die BUND-Jugend Münster vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, das Eine-Welt-Forum Münster, das Eine-Welt-Netz Nordrhein-Westfalen und die Partei ÖDP Münster an.

 

„Primark“ informiert im Internet

 

Da „Primark“ häufig mit ähnlichen Vorwürfen konfrontiert wird, informiert das Unternehmen auf seiner Internetseite. Die Firma schreibt, sie besitze keine eigenen Fabriken. „Primark“-Produzenten und Zulieferer seien auch „für andere bekannte Modeketten“ tätig. Das Unternehmen überprüfe mindestens einmal im Jahr, ob die Fabriken internationale Standards „über Bezahlung, arbeitsrechtliche Vorschriften sowie Sicherheit und Gesundheit“ einhalten.

Ferner sei „Primark“ „bemüht, unsere Auswirkungen auf die Umwelt wo immer möglich zu reduzieren“. Genannt werden die Beschaffung von Baumwolle und anderen Rohstoffen, die ökologischen „Auswirkungen der Fertigungsprozesse in den Fabriken“ sowie ein Engagement zum Recycling von unverkauften Kleidungsstücken, die gespendet würden. Zum Vorwurf der Wegwerf-Mentalität bei den „Primark“-Kunden schreibt das Unternehmen nichts.

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