Ein Wunsch – zwei Meinungen

Pro und Contra: Ein Star-Wars-Schwert zu Weihnachten?

Auf vielen Wunschzetteln steht diesmal ein Star-Wars-Schwert. Das kann Eltern in eine Zwickmühle bringen: Sie möchten Kindern Wünsche erfüllen – aber ist das Licht-Schwert das richtige Spielzeug? Zwei Meinungen.

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In diesem Jahr steht auf vielen Wunschzetteln ein Star-Wars-Schwert. Das kann Eltern in eine Zwickmühle bringen: Einerseits möchten sie ihren Kindern Wünsche erfüllen, andererseits fragen sie sich, ob das Licht-Schwert das richtige Spielzeug ist.

Norbert OrtmannsNorbert Ortmanns. | Foto: Michael Bönte

 

Ja, sagt Norbert Ortmanns

 

Schon zu Weihnachten 2015 war das Laser-Lichtschwert aus Star-Wars zu Weihnachten unter den 35 nominierten Spielzeugen für die Top-Ten-Liste der Kinderwünsche. Klar ist, dass es in diesem Jahr erst recht auf vielen Wunschzetteln kleiner Jungs stehen wird. „Ich hab' da kein gutes Gefühl“, werden manche Mütter angesichts dieser Tatsache das geflügelte Wort aus den Star-Wars-Filmen zitieren. Manche Väter halten dagegen und freuen sich gar über „Das Erwachen der Macht“. So hieß der letzte Krieg-der-Sterne-Streifen, der ausgerechnet kurz vor Weihnachten 2015 erschien.

Viele Eltern sehen in den Laserschwertern Spielzeugwaffen, sind gar entsetzt über die Wünsche ihrer Jüngsten. Sie haben Angst, dass diese zu Waffennarren und möglicherweise gewalttätig werden. Damit schießen sie weit über das Ziel hinaus. Schließlich messen Jungen gern ihre Kräfte. Raufen gehört zu ihrer Entwicklung, vom Kampf zwischen Gut und Böse sind sie fasziniert.

Entwicklungspsychologen wissen: Kampf-Rollenspiele mitsamt Pistolen, Säbeln und eben heutzutage Laser-Schwertern stehen für eine normale Phase im Leben von vier- bis achtjährigen Jungen. Die Psychologin Monika Dreiner von Zentrum für Trauma- und Konfliktmanagement sagt: „Waffenspiele bieten eine ideale Plattform, auch um verschiedene Rollen einzunehmen und trainieren zu können.“ Das wappne Kinder im Endeffekt fürs spätere Leben.

Es ist für uns Eltern hilfreich zu wissen, dass Kinder dabei gut zwischen Spiel und Wirklichkeit unterscheiden können. Es gibt keinen Beleg dafür, dass ein Junge zum gewalttätigen Mann wird, wenn er als Kind mit Waffen gespielt hat. Aggressionen gegen andere Menschen erlernen Kinder nur durch real erlebte Gewalt.

Wer gelernt hat, beim Lichtschwert-Kampf Regeln einzuhalten und im spielerischen Kampf verschiedene Rollen einzunehmen, erwirbt Empathie auch für die Schwächeren und Unterlegenen. Gerade weil die Kinder die eigentliche Handlung der Star-Wars-Filme nicht kennen, können sie ein Laserschwert fantasievoll einsetzen und den eigenen Umgang mit Stärke und Schwäche schulen.

Es ist also sogar pädagogisch sinnvoll, das blinkende Schwert für zehn Euro zu verschenken. Schließlich haben die Väter zu Weihnachten ja genug Zeit, mit ihren Söhnen Rollenspiel-Regeln für den fairen Kampf einzuüben.

Marie-Theres HimstedtMarie-Theres Himstedt. | Foto: Michael Bönte

 

Nein, sagt Marie-Theres Himstedt

 

Mädchen wünschen sich rosa Einhörner, Jungen Laser-Schwerter von Star Wars. Ausgerechnet mein Sohn wünscht sich eine solche „Licht-Waffe“ zu Weihnachten. Warum nur? Er kennt weder den Science-Fiction-Film, noch hat er Spielzeug davon. Das Höchste der Gefühle waren mal eine Packung Taschentücher mit der schwarzen Darth-Vader-Maske darauf. Nur zur Info: Das ist der Böse in der Weltraum-Geschichte.

Seit Oktober redet er von nichts anderem. Ich habe meinem Sohn schon gesagt: „Ich bezweifle, dass das Christkind Waffen überhaupt transportiert.“ „Dann frage ich eben Oma“, sagt das schlaue Kerlchen da. Mein Mann ist mittlerweile dafür, das Laserschwert zu kaufen. Ich habe den leisen Verdacht, dass er selbst gerne damit spielen würde.

Im Ernst – ich bin nicht gerne die Spielverderberin, aber in diesem Fall geht es mir um Haltung. Ich trage Verantwortung für mein Kind, das heißt, ich muss ihm Antworten geben können. Mir geht es gar nicht so sehr um das Schwert. Er besitzt bereits eines, mit dem er immer den Mantel von Sankt Martin teilt.

Nein, an der Star-Wars-Geschichte stört mich das Merchandising. Dieser Wahn um eine Marke mit einem ganzen Rattenschwanz an Plastik-Produkten, die auch noch sehr, sehr viel kosten. Davon mal abgesehen, sehen sie wirklich bedrohlich aus – die Krieger, der Todesstern und die zahlreichen Raketen und Raumschiffe.

Meinem Sohn habe ich erklärt, warum ich Star Wars nicht gut finde und auch von meiner Meinung nicht abrücken werde. Die Botschaft dahinter, die ich meinem Kind mitgeben möchte, lautet: „Ich bin authentisch. Du kannst dich auf mich verlassen.“ Laserschwert hin oder her.

Mir ist auch klar, dass mein Sohn gerne wissen will, wie weit er gehen kann mit seinen Wünschen und Verlangen. Ich finde, es schadet ihm nicht, auch unerfüllte Sehnsüchte zu haben. Kinder, die alles haben, immer alles bekommen, was sie wollen, träumen nicht mehr.

Der skandinavische Pädagoge Jeesper Juul, unter uns Eltern der angesagteste Experte in Sachen Familienfragen, bringt das auf den Punkt: „Kinder brauchen keine Grenzen. Sie suchen ihre Eltern.“ Naja, wenn es nur das ist: Vielleicht bauen wir ein Laser-Schwert zusammen. Aus Klopapier-Rollen, mit einer lasermäßig, leuchtenden Taschenlampe oben dran. Mit dem rosa Einhorn wäre ich überfordert gewesen.

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