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Aus der Dreifaltigkeitskirche in Münster wurden vor gut zehn Jahren Wohnräume für obdachlose Menschen. Wie die Umwidmung entstanden ist, zeigt eine Ausstellung über die Nutzung profanierter Kirchen im Museum der Baukultur Nordrhein-Westfalen in Essen.
Als die in den 1930er Jahren gebaute Dreifaltigkeitskirche in Münster 2010 geschlossen und profaniert wurde, war der Ärger in der Gemeinde groß. Als Grund für die Schließung wurde damals das einsturzgefährdete Dach genannt.
Viele waren erstaunt, als das Kirchengebäude an das Wohnungsunternehmen der Stadt Münster „Wohn+Stadtbau“ verkauft wurde. Das mächtige Kirchengebäude mit seinem massiven Turm am vierspurigen Ring wurde bis 2012 umgebaut, nachdem die Bischof-Hermann-Stiftung, ein Träger der Wohnungslosenhilfe, ein Konzept für ein Obdachlosen-Wohnheim in der Kirche entwickelt hatte.
60 neue Wohnungen in Münster
Nach Schwierigkeiten mit der Finanzierung stieg die Wohnungsbaugesellschaft der Stadt Münster in das Projekt ein. Sie erweiterte das Konzept auf eine Mischnutzung mit gewerblich nutzbaren Büroräumen im obersten Geschoss und weiteren Mietwohnungen in zwei neu errichteten Gebäudeteilen. Im früheren Gotteshaus entstanden Einrichtungen für das betreute Wohnen für obdachlose Menschen ab 60 Jahren.
Da die Außenfassade unter Denkmalschutz steht, entschieden sich die Bauherren dazu, in den Innenraum der Kirche einen selbsttragenden Kern zu setzen. Das Besondere dieses Kerns ist der offene Lichthof, der über eine durchgehende Dachverglasung mit Tageslicht versorgt wird. An den Außenwänden befinden sich die Wohn- und Büroräume mit integrierten Fensteröffnungen in der Fassade.
Privatsphäre und Geselligkeit
Themenwoche Profanierte Kirchen
Nahezu jede zweite Kirche in Deutschland wird nach Experten-Einschätzung in den nächsten Jahrzehnten geschlossen. Was also tun mit leeren Kirchengebäuden? Eine Ausstellung gibt Anregungen, wir stellen Beispiele vor.
Über die geschaffenen Wohnräume im Rahmen des Projekts „Wohnen 60plus“ zeigte sich die Bischof-Hermann-Stiftung mehr als erfreut, als sie schrieb: „Durch das Raum- und Wohnkonzept wird der Wunsch der Mieter nach Individualität, Privatsphäre und Selbstentfaltung unterstützt, gleichzeitig aber auch dem Bedürfnis nach Zugehörigkeit, Geselligkeit, Anregung und Ansprache entgegengekommen.“
Zusammenführung verschiedener Nutzungen
Kurator Felix Hemmers sagt über das Beispiel: „Bei der Umnutzung der Dreifaltigkeitskirche ist eine erfolgreiche Zusammenführung verschiedener Nutzungen unter dem Dach der ehemaligen Kirche gelungen. Verschiedene gewerbliche Nutzer haben ihre Büroräume in den oberen Geschossen, unten befinden sich Wohnräume für Obdachlose, die hier lernen sollen, ihr Leben wieder selbst zu organisieren. Es entsteht ein lebendiger Ort, der zum Geist der ehemaligen Kirche passt.“
Die Umnutzung der Dreifaltigkeitskirche erklärt anschaulich die Ausstellung im Museum der Baukultur Nordrhein-Westfalen in Essen „Kirchen als Vierte Orte – Perspektiven des Wandels“, die vom 1. September bis 7. Oktober zu sehen ist.