MISSBRAUCH

Proteste im Bistum Aachen: Harte Kritik an Helmut Dieser und Gremien

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Im Bistum Aachen demonstrierten am Montagabend viele Menschen gegen die Art der Missbrauchs-Aufarbeitung. Bischof Helmut Dieser nahm an der Veranstaltung teil.

Gegen den Umgang des Bistums Aachen mit Missbrauchsbetroffenen haben am Montagabend rund 400 Menschen demonstriert. Organisiert hatte die Kundgebung in der Innenstadt der Betroffenenrat Aachen. Auf Kritik stößt vor allem, dass das Bistum bei zwei Schmerzensgeldprozessen erfolgreich Verjährung geltend gemacht hat.

Die Protestveranstaltung unter dem Motto „Ein Grund sich zu schämen“ wurde vom Diözesanrat als Vertretung der katholischen Laien und von mehreren katholischen Verbänden unterstützt. Der Aachener Bischof Helmut Dieser nahm an der Veranstaltung teil und diskutierte mit Kritikern, hielt allerdings keine öffentliche Rede.

Geht es dem Bistum Aachen um die Betroffenen?

Auf Transparenten war „Lass die Richter entscheiden“ oder „Verantwortung übernehmen“ zu lesen. Manfred Schmitz vom Betroffenenrat sagte, das Bistum habe lange eine Amtshaftung von sich gewiesen. Und nun sage es, es sei zu spät, Schmerzensgeldansprüche zu erheben. Er appellierte an die Diözese, sich auf außergerichtliche Verhandlungen mit den Missbrauchsopfern einzulassen.

Anita Zucchetto-Debour vom Diözesanrat forderte die Entscheidungsträger im Bistum auf, den Betroffenen mehr Gehör zu schenken. Eine Vertreterin der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (KFD) verlangte, die Bistumsleitung müsse ihren moralischen Worten treu bleiben. Es sei der Eindruck entstanden, der Diözese gehe es um Geld und nicht um die Betroffenen.

UAK kritisiert Bistumsgremien

Christof Wellens vom Vermögensrat im Bistum Aachen hatte erklärt, die Berufung auf Verjährung diene dazu, das Bistum vor nicht mehr aufklärbaren Forderungen zu schützen. Die Kläger seien in einem höheren Alter und hätten ausreichend Zeit gehabt, ihre Forderungen rechtzeitig geltend zu machen. Als bei der Kundgebung diese Aussage zitiert wurde, protestierten die Teilnehmenden mit Pfiffen dagegen.

Der Vorsitzende der Unabhängigen Aufarbeitungskommission für sexualisierte Gewalt im Bistum Aachen (UAK), der Aachener Soziologieprofessor Thomas Kron, kritisierte die Bistumsgremien. Die Betroffenen hätten eben nicht genügend Zeit gehabt, weil sie lange über den Missbrauch nicht hätten sprechen können.

Lüdecke: Bistum Aachen flieht vor der Verantwortung

Unterdessen kritisierte auch der Bonner Kirchenrechtler Norbert Lüdecke das Bistum. Die Institution, die Aufklärung „durch Vertuschen über lange Zeit verzögert“ habe, fliehe mit einer „Schlussstrich-Taktik“ nun weiter vor der Verantwortung, sagte Lüdecke am Dienstag der „Rheinischen Post.“

Im Juli waren die Klagen der beiden Missbrauchsbetroffenen vom Landgericht Aachen abgewiesen worden. Beide Kläger wollen in Berufung gehen und beantragten beim Oberlandesgericht Köln Prozesskostenhilfe. Eine Entscheidung steht noch aus.

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