Geheimtipp Rom: Die Tiberinsel, ein griechischer Gott und Kaiser Otto III.

Quarantäne auf dem Tiber – ein 2.000 Jahre altes Krankenhaus

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Wer glaubt, mit dem Petersdom und den großen Kirchen, dem Forum Romanum und dem Künstlerviertel Trastevere alles in Rom gesehen zu haben, der irrt. Kerstin Thiel-Lunghini, Kunsthistorikerin und Stadtführerin, gibt in unserer lockeren exklusiven Serie Einblicke in weniger bekannten Seiten der Ewigen Stadt. Diesmal: Die Tiberinsel mitten in Roms berühmten Fluss.

In Rom riecht es schon nach Frühling, die Römer strömen an die frische Luft und in die Sonne auf die weiten freien Flächen der „Isola Tiberina“. Die Tiberinsel inmitten des Flusses ist womöglich der Grund dafür, dass Rom exakt an dieser Stelle gegründet wurde. Der Fluss verengt sich, und es ist ein kurzer Brückenschlag möglich. Bis heute führen von beiden Seiten die originalen antiken Brücken auf die Insel. 

Man beachte auch die Bedeutung des Titels „Pontifex Maximus“, den die Päpste führen. Pontifex Maximus, also Oberster Brückenbauer: So bezeichneten die antiken Römer ihren ranghöchsten Priester. Was für eine gewaltige Bedeutung hatte der Brückenbau demnach im Rom der Antike! 

 

Wie eine griechische Schlange nach Rom kam

 

Kerstin Thiel-Lunghini lebt seit langer Zeit mit ihrer Familie in Rom, wo sie als Kunst- und Kultur-Expertin Besuchern etwa unseres Partners Emmaus-Reisen die Ewige Stadt zeigt. | Foto: privat
Kerstin Thiel-Lunghini lebt seit langer Zeit mit ihrer Familie in Rom, wo sie als Kunst- und Kultur-Expertin Besuchern etwa unseres Partners Emmaus-Reisen die Ewige Stadt zeigt. | Foto: privat

Die Tiberinsel ist Krankenhausinsel seit weit über 2000 Jahren. Ein Umstand, der selbstverständlich der Möglichkeit geschuldet ist, auf der Insel Kranke abzuschotten. Die Römer selber erzählen allerdings eine ganz andere und weniger prosaische Geschichte über die Entstehung des ersten Krankenhauses auf der Tiberinsel. Es heißt, dass im Jahre 293 v.Chr. eine Seuche in Rom grassierte, die die Menschen verzweifeln ließ. Und immer wenn man damals im antiken Rom überhaupt nicht mehr weiterwusste, befragte man die Sybillinischen Bücher. 

In diesem Fall lautete der Ratschlag, man müsse den griechischen Heilgott Äskulap aus Epidauros nach Rom holen. Gehorsam schickte man eine Gesandtschaft aus und holte den Heilgott in Form einer Schlange mit einem Schiff nach Rom. Bis heute ist die um den Stab gewundene Schlange Symbol für die Heilkunde. Die Schlange des Äskulap ist damals nach der langen Seereise plötzlich von Bord gegangen und zur Tiberinsel geschwommen, was man als göttliches Zeichen dafür sah, dass Äskulap seinen Tempel mit beiliegendem Krankenhaus auf der Tiberinsel zu stehen wünschte.  

 

Kaiser Otto und der heilige Bartholomäus

 

In dieser Tradition befinden sich bis heute zwei Krankenhäuser auf der Insel: das Fatebenefratelli-Krankenhaus der Barmherzigen Brüder und das Ospedale Israelitico für die Bürgerinnen und Bürger jüdischen Glaubens.  

An der Stelle des antiken Äskulaptempels erhebt sich heute die Kirche San Bartolommeo all’Isola. In der Antike war dort eine wundertätige Quelle gefasst. In dieser Tradition ließ der deutsche Kaiser Otto III., der die Kirche gegen das Jahr 1000 stiftete, wieder einen heiligen Brunnen fertigen, der sich bis heute in der Kirche befindet. Kaiser Otto III. hatte die Kirche eigentlich seinem väterlichen Freund, dem heiligen Adalbert von Prag zugedacht, der von Pruzzen erschlagen und den Märtyrertod gestorben war. 

Der Kaiser hatte sich zudem die Reliquien des heiligen Bartholomäus aus Benevent erbeten, um sie nach Deutschland zu senden. Als Otto III. mit nur 21 Jahren in Faleria nördlich Roms überraschend starb, blieben die Reliquien des Apostels schließlich in Rom auf der Tiberinsel. Nur ein kleiner Teil der Überreste des heiligen Bartholomäus gelangte am Ende doch noch nach Frankfurt in den Kaiserdom, der die traditionelle Krönungskirche der Deutschen Kaiser war. 

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