Kommentar von Cordula Spangenberg zur Band Rammstein

Rammstein und Gewalt: Verurteilen statt Feiern!

Anzeige

Während die Band Rammstein Riesen-Erfolge feiert, werden ihrem Frontmann Till Lindemann Vergewaltigungen vorgeworfen. In Rammsteins Texten geht es vor allem um Gewalt. Brutalität gibt es zwar auch in der Kirchengeschichte und der christlichen Kunst. Rammstein aber glorifiziert Gewalt in Sprache, Musik und Show und wiegelt damit die Massen auf. Ein Kommentar von Cordula Spangenberg.

Die vier Konzerte der Band Rammstein im Münchner Olympiastadion sind ausverkauft. Die Fans feiern ihre Helden, obwohl deren Frontmann Till Lindemann gerade gewaltig unter Beschuss steht. Ihm wird vorgeworfen, auf den After-Show-Partys Groupies zu vergewaltigen – einige junge Frauen sind jetzt an die Öffentlichkeit gegangen.

„Die Mädels sind doch selbst schuld“

In den Kommentarspalten von Facebook, Instagram und Co. wird Lindemann von Tausenden verteidigt: Die Mädels seien doch selbst schuld, so läuft das halt hinter der Bühne.

In Lindemanns Texten, in Musik und Show geht es meistens um Gewalt. Er ist offensichtlich geschickt darin, Sprache brachial zu nutzen. Über Gewalt muss man reden, keine Frage. Das Problem ist aber: Lindemann produziert und verschärft Leid, statt es zu verurteilen, und wird dafür bejubelt.

Gekreuzigt, gesteinigt, gehäutet – man gewöhnt sich an die Märtyrer

Keine Frage: Gewalt durchzieht auch die Kirchengeschichte. Sexueller Missbrauch, Kreuzzüge und Hexenverbrennungen, Menschen, die aufgespießt, gesteinigt, gehäutet oder kopfüber gekreuzigt und dafür heiliggesprochen wurden.

Kirchen und Museen sind voll solcher Qual-Bilder, viele gelten als kunstgeschichtlich bemerkenswert, und zu oft hat man sich einfach dran gewöhnt. Aber eigentlich müssten sie dauerhaft aufrütteln.

Christentum bringt unerbittlich Gewalt zu Gehör

Der Theologe Gotthard Fuchs, Fachmann für Spiritualität und Mystik, sagt: Das Christentum ist die Religion, die am unerbittlichsten das Thema Gewalt zu Gehör bringt. Nicht, weil erlittenes Leid zu einem besseren Menschen macht. Aber hinschauen soll man als Christ, sich dem Ausmaß zerstörerischer Gewalt aussetzen und alles dran setzen, um Qual und Leid aus der Welt zu schaffen.

Till Lindemann tut das Gegenteil, und zwar im Übermaß. Er produziert Gewalt, sammelt eine riesige Fan-Gemeinde um sich, macht damit ein dickes Geschäft und setzt Maßstäbe, die ein friedliches Zusammenleben unmöglich machen. Wollt ihr das, ihr Rammstein-Fans? Braucht ihr selbst niemals jemanden, der euren Schmerz lindert, euch Trost gibt, Frieden anbietet? Vielleicht schaut ihr euch nach dem Event mal in eurem Alltag um.

Anzeige