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Ende März waren in Recklinghausen wieder viele Filme zu sehen. Wer warum ausgezeichnet wurde.
Zahlreiche Filmschaffende und Filmfans haben das 15. Kirchliche Filmfestival im Festivalkino Cineworld in Recklinghausen besucht. Das Publikum erwarteten vom 26. bis zum 30. März drei Preisverleihungen, zwölf Spiel- und Dokumentarfilme und elf Kurzfilme sowie zahlreiche Deutschland-Premieren.
Die Mitglieder des ökumenischen Veranstaltungskreises „Kirche und Kino“ – Oliver Berkemeier, Julia Borries, Marc Gutzeit und Friederike Melloh – hatten gemeinsam mit den künstlerischen Leitern Horst Walther und Michael M. Kleinschmidt ein Programm zusammengestellt. Das Festival präsentierte Filme, die die Breite der gesellschaftlichen Herausforderungen ebenso wie existentielle Fragen behandelten.
„Es war ein besonderes Festival. Die Filme haben viele Inhalte auf die Leinwand gebracht. Das Spektrum reichte von Tod und Sterben über tiefste Menschlichkeit, Menschenrechte und den Einsatz für eine bessere Welt bis hin zum Neuanfang und zur Veränderung. Es wurde im Kino gelacht, geweint, gerungen und diskutiert“, sagte Julia Borries. Das Team bedanke sich bei den Gästen für die Gespräche und beim Publikum für sein Kommen und seine Offenheit.
Blick in den Iran
Der Samstagabend stand im Zeichen des Ökumenischen Filmpreises. Dieser ging an das Drama „Sieben Tage“ von Regisseur Ali Samadi Ahadi. Es erzählt vom Einsatz der iranischen Frauenrechtsaktivistin Maryam für Gerechtigkeit und ihrer Hoffnung auf eine bessere Welt. In seinem Grußwort betonte der Recklinghäuser Propst Karl-Hermann Kemper die Bedeutung der „unbequemen“ Filme: „Sie bieten uns Einblicke in Welten. Sie ecken an und holen uns aus unserer Komfortzone. Sie sind die Erfahrungen, die uns helfen, zu reifen, zu wachsen und eine Position oder Gegenposition zu beziehen und für das einzutreten, was wir Reflexion nennen.“ Filme wie „Sieben Tage“ ermöglichten es, die Welt durch die Augen anderer zu sehen.
Nicole Richter, Gleichstellungsbeauftragte der Evangelischen Kirche von Westfalen, sagte in ihrer Laudatio, dass Regisseur Samadi Ahadi für Geschichten stehe, die berühren, zum Nachdenken anregen und oft die Grenzen zwischen Kulturen und Zeiten überwinden. „Ali Samadi Ahadi ist ein Meister darin, menschliche Erfahrungen in ihrer ganzen Tiefe und Komplexität zu erzählen“, sagte Richter. „Sieben Tage“ sei ein herausragender Film, der weit über den Abspann hinaus bewege, das Publikum in seinen Bann ziehe, Fragen stelle und die eigene Menschlichkeit vor Augen führe.
Regisseur: Film ist Verpflichtung
Der Film zeige die Welt im Iran und die Realität der Frauenbewegung „Frau Leben Freiheit“. „Ali Samadi Ahadi erzählt uns die Geschichte von Maryam als Film. Und gleichzeitig ist es kein Film. Es ist bittere Realität für viele Frauenrechtlerinnen im Iran. Es ist ihr Kampf, der Kampf für Frauenrechte, Demokratie, Menschlichkeit“, führte sie weiter aus. Ali Samadi Ahadi, der seit fast 40 Jahren in Deutschland lebe, stehe ein für die Freiheit von Frauen in seinem Heimatland Iran. Er nutze seine Talente, seinen exzellenten Blick und sein feines Herz für diese Arbeit. „Sie gehen an Ihre Grenzen und auch darüber hinaus. Dabei haben Sie nicht Ihr Ego im Sinn, sondern eine Botschaft, eine Vision für diese Welt.“
Ali Samadi Ahadi bedankte sich für die Auszeichnung: „Oft ist es eine Leidenschaft, Filme zu schaffen. Dieses Mal war es für mich eine Verpflichtung.“ Die Menschlichkeit verlange, Haltung zu zeigen und seine Stimme für die Gerechtigkeit zu erheben. „Die Freiheit, in der wir leben, verpflichtet uns dazu. Überall kämpfen Menschen für ihre fundamentalen Rechte. Ich hoffe, dieser Film beschäftigt uns alle, unsere Haltung zu hinterfragen, welche Zukunft wir für unser Land wollen. Lasst es uns hegen und pflegen und die Rechte, die wir haben, hochhalten“, sagte er den Menschen im fast ausverkauften Kinosaal und fügte hinzu: „Lassen Sie uns die Würde aller Menschen achten und in unserem Umfeld damit beginnen.“
Kinder und Jugendliche verleihen weitere Preise
Am Nachmittag verlieh die Kinderjury ihren Preis „Der grüne Zweig“ an den Film „Der Prank – April, April“. Sie begrüßte den Regisseur Benjamin Heisenberg sowie die Hauptdarsteller Max Zheng und Noèl Gabriel Kipp, der bereits im vergangenen Jahr mit dem Kinderfilmpreis ausgezeichnet worden war. Die Jugendjury verlieh ihre Auszeichnung am Freitagnachmittag an „Mels Block“ verliehen. Sie überreichte Produzentin Paula Elina Klossner und Bildgestalter Stephan Buske den Preis.