Gemeinsames Wort betont: Mahlgemeinschaft bleibt das Ziel

Reformations-Gedenken: Kirchen wollen sich versöhnen

Katholiken und Protestanten in Deutschland erinnern 2017 bewusst gemeinsam an den Beginn der Reformation vor 500 Jahren. Eine neue Erklärung nennt als ein Ziel der Ökumene ausdrücklich das gemeinsame Abendmahl.

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Katholiken und Protestanten gehen vor dem Gedenken 500 Jahre nach Beginn der Reformation aufeinander zu. Bisher seien beim Gedenken stets konfessionelle Gegensätze betont worden: „Die bevorstehende 500-Jahr-Feier soll ausdrücklich ein anderes Zeichen setzen“, heißt es in einer Erklärung. Diese stellten der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, und der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Heinrich Bedford-Strohm, am Freitag (16.09.2016) in München vor. Als Ziel ökumenischer Bemühungen wird explizit das gemeinsame Abendmahl von Katholiken und Protestanten genannt.

Das Gedenken solle in „Bereitschaft zu Vergebung und Aufbruch“ begangen werden, schreiben Marx und Bedford-Strohm im Vorwort zum Text „Erinnerung heilen – Jesus Christus bezeugen“. „Um das rechte Verständnis der Wahrheit des Evangeliums muss weiter gerungen werden“, heißt es im Text selbst. Dabei sollten sich aber die einen nicht auf Kosten der anderen profilieren.

 

„Unterschiedliches Begeisterungslevel“

 

Grundlegende Fragen des Kirchen- und Amtsverständnisses seien bei aller Annäherung bis heute nicht gemeinsam beantwortet. Doch sei es Ziel, „auf dem ökumenischen Weg geduldig und zielstrebig weiterzugehen, damit die Einheit unter uns weiter wächst und Abendmahls- und Eucharistiegemeinschaft möglich wird“. Eine schnelle Lösung werde es aber „aller Voraussicht nach nicht geben“.

Kardinal Marx nannte vor Journalisten die Präsentation des Textes „ein fast revolutionäres Ereignis“. Erstmals werde in ökumenischer Gemeinschaft der Reformation gedacht. Bedford-Strohm sagte: „Natürlich feiern wir dieses Jubiläum mit einem unterschiedlichen Begeisterungslevel.“ Doch könne man heute mit den bleibenden Unterschieden besser umgehen als frühere Generationen.

2017 wird an den Beginn der Reformation vor 500 Jahren erinnert: Am 31. Oktober 1517 hatte Martin Luther 95 Thesen gegen die Missstände der Kirche seiner Zeit veröffentlicht. Die Thesen sind ein Auslöser der Abspaltung der evangelischen von der katholischen Kirche.

 

Weg zu „respektvollem Miteinander“

 

Das Gemeinsame Wort ist Teil eines Prozesses mit dem Titel „Healing of Memories“ (Heilung der Erinnerungen). Dieser sei „nicht der Versuch, die Geschichte umzuschreiben, aber die erklärte Absicht, die Erinnerung von einem Mittel der Abgrenzung zu einem Mittel der Versöhnung werden zu lassen“, heißt es in der Erklärung. Für den 11. März 2017 ist beispielweise ein zentraler ökumenischer Versöhnungsgottesdienst in Hildesheim geplant.

Die Erklärung verweist auf oft blutige Folgen der Kirchenspaltung. „Es sind Kriege ausgebrochen, die sich wegen ihrer Grausamkeit und Dauer unauslöschlich ins Menschheitsgedächtnis eingebrannt haben“, heißt es. Zwar habe sich die Lage in Deutschland seit dem Westfälischen Frieden von 1648 gewandelt: „Aber bis zum respektvollen Miteinander der Konfessionen, das im Zeitalter der Ökumene selbstverständlich sein sollte, musste ein weiter Weg zurückgelegt werden, der noch längst nicht überall ans Ziel geführt hat.“

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