Österlicher Impuls des vor fünf Jahren verstorbenen Bischofs

Reinhard Lettmann über den Garten des Lebens

Im ersten Buch der Heiligen Schrift, in der Genesis, heißt es: „Dann legte Gott, der Herr, in Eden, im Osten, einen Garten an und setzte dorthin den Menschen, den er geformt hatte...“

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Am 16. April 2013, also vor fünf Jahren, starb Bischof Reinhard Lettmann. Mit einer Serie österlicher Impulse erinnern wir an den Bischof, der von 1980 bis 2008 das Bistum Münster leitete.

Im ersten Buch der Heiligen Schrift, in der Genesis, heißt es: "Dann legte Gott, der Herr, in Eden, im Osten, einen Garten an und setzte dorthin den Menschen, den er geformt hatte ... Gott, der Herr, nahm also den Menschen und setzte ihn in den Garten von Eden, damit er ihn bebaue und hüte. Dann gebot Gott, der Herr, dem Menschen: Von allen Bäumen des Gartens darfst du essen, doch vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse darfst du nicht essen; denn sobald du davon isst, wirst du sterben" (Gen 2,8.15-17).

Doch Adam und Eva essen, verführt von der Schlange, vom Baum der Erkenntnis. Gott verbannt den Menschen aus dem Garten von Eden: "Dann sprach Gott, der Herr: Seht, der Mensch ist geworden wie wir; er erkennt Gut und Böse. Dass er jetzt nicht die Hand ausstreckt, auch vom Baum des Lebens nimmt, davon isst und ewig lebt! Gott, der Herr, schickte ihn aus dem Garten von Eden weg, damit er den Ackerboden bestellte, von dem er genommen war. Er vertrieb den Menschen und stellte östlich des Gartens von Eden die Kerubim auf und das lodernde Flammenschwert, damit sie den Weg zum Baum des Lebens bewachten" (Gen 3,22-24).

Ein Osterhymnus greift dieses Bild vom Garten auf. Er spricht den auferstandenen Herrn an, dessen Tag sich über der Menschheit erhebt:

"Du hast für alle Deinen
weit das Tor des uralten Gartens geöffnet,
wohin Gott die Menschen einlädt zur Freude
unter dem gewaltigen Baum deines Kreuzes."
(Französisches "Magnificat")

Nach der Überlieferung des Evangeliums wird Jesus in einem Garten bestattet: "An dem Ort, wo man ihn gekreuzigt hatte, war ein Garten, und in dem Garten war ein neues Grab, in dem noch niemand bestattet worden war. Wegen des Rüsttages der Juden und weil das Grab in der Nähe lag, setzten sie Jesus dort bei" (Joh 19,41-42). In diesem Garten begegnet der auferstandene Herr Maria Magdalena.

Die Bilder vom Garten des Paradieses und vom Garten der Auferstehung gehen in dem Osterhymnus ineinander über. Durch seine Auferstehung von den Toten öffnet Jesus den Menschen wieder den Garten, in dem der Baum des Lebens steht. Weit öffnet er das Tor zum Leben.

Der Baum des Kreuzes, an dem Jesus gestorben ist, ist zum Baum des Lebens geworden. Es ist ein gewaltiger Baum. Viele Menschen können von seinen Früchten essen und in seinem Schatten leben. Gott selbst lädt sie ein, von den Früchten vom Baum des Lebens zu essen, damit sie das Leben haben, ewiges Leben in Freude.

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