Impuls des verstorbenen Bischofs

Reinhard Lettmann über den Spiegel der Ewigkeit

Klara von Assisi schreibt: "Stelle deine Gedanken vor den Spiegel der Ewigkeit." Reinhard Letttmann erläutert im Impuls, warum der Gedanke an die Ewigkeit befreiende Kraft hat.

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Am 16. April 2013 starb Bischof Reinhard Lettmann. Aus dem Jahr 2005 stammen Lettmanns Impulse zum Thema „Unsere Zeit und Gottes Ewigkeit“.

Die heilige Klara von Assisi schreibt in einem ihrer Briefe: "Stelle deine Gedanken vor den Spiegel der Ewigkeit. Stelle deine Seele in den Glanz der Glorie. Stelle dein Herz vor das Bild der göttlichen Wesenheit und forme dich selbst ganz um in das Abbild seiner Gottheit."

 

"Stelle deine Gedanken vor den Spiegel der Ewigkeit"

 

Der Gedanke an die Ewigkeit hat befreiende Kraft. Er öffnet den Horizont einer Welt, die sich total und absolut setzen und in sich verschließen will. Der Blick in den Spiegel der Ewigkeit lässt uns aufatmen. Er zeigt uns: Unsere Zeit und unsere Situation, die uns vielleicht manches Mal bedrängen, sind nicht alles und sind nicht das Letzte. Wir sind nicht auf immer gefangen innerhalb der Grenzpfähle der Gegenwart. Wir haben eine Zukunft. Niemand kann sie uns verschließen oder gar abschneiden. Der Blick in den Spiegel der Ewigkeit schenkt Hoffnung und Zukunft.

Der Gedanke an die Ewigkeit erinnert uns an die Größe unserer Berufung. Gott hat uns für die Ewigkeit bestimmt. "Darum werden wir nicht müde; wenn auch unser äußerer Mensch aufgerieben wird, der innere wird Tag für Tag erneuert. Denn die kleine Last unserer gegenwärtigen Not schafft uns in maßlosem Übermaß ein ewiges Gewicht an Herrlichkeit, uns, die wir nicht auf das Sichtbare starren, sondern nach dem Unsichtbaren ausblicken; denn das Sichtbare ist vergänglich, das Unsichtbare ist ewig" (2 Kor 4,16-18).

 

Wir gestalten unser Leben

 

Der Spiegel der Ewigkeit lässt uns aber auch unserer Verantwortung inne werden. Wir sind nicht Zuschauer unserer Geschichte. Wir gestalten unser Leben, unsere Zukunft und unsere Ewigkeit mit. Was wir tun und lassen hat Bedeutung für die Ewigkeit.

Die Ewigkeit ist nicht ein unendlicher Raum oder eine unendliche Zeit, in denen wir uns verlieren. Gott allein ist ewig, nur von ihm her gibt es Ewigkeit. Die Ewigkeit, zu der wir berufen sind, hat ein Gesicht: Das Antlitz Gottes, das uns aufleuchtet auf dem Angesicht Jesu Christi.

Wir hören das Wort des Apostels Paulus: "Denn Gott, der sprach: Aus Finsternis soll Licht aufleuchten!, er ist in unseren Herzen aufgeleuchtet, damit wir erleuchtet werden zur Erkenntnis des göttlichen Glanzes auf dem Antlitz Christi … Wir alle spiegeln mit enthülltem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn wieder und werden so in sein eigenes Bild verwandelt, von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, durch den Geist des Herrn" (2 Kor 4,6;3,18).

 

Glanz der Glorie

 

"Stelle deine Seele in den Glanz der Glorie", so schreibt die heilige Klara. Es tut unserer Seele gut, in den Glanz der Glorie hineingestellt zu werden. Es tut uns gut, Zeiten und Räume zu haben, in denen dies spürbar und erlebbar wird. Das kann vor allem in der festlichen Feier der Liturgie geschehen, in ihr öffnet sich die Seele für Gott.

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