Österlicher Impuls des vor fünf Jahren verstorbenen Bischofs

Reinhard Lettmann über die Folgen der Auferstehung

Ein Lobgesang in der Osterzeit lädt uns ein: „Lasst uns den allmächtigen Vater preisen, der uns in seinem Sohn wieder aufrichtet...“

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Am 16. April 2013, also vor fünf Jahren, starb Bischof Reinhard Lettmann. Mit einer Serie österlicher Impulse erinnern wir an den Bischof, der von 1980 bis 2008 das Bistum Münster leitete.

Ein Lobgesang in der Osterzeit lädt uns ein:

„Lasst uns den allmächtigen Vater preisen,
der uns in seinem Sohn wieder aufrichtet:
Für die Herrlichkeit des Auferstandenen,
deren Strahlen über der Welt liegen - sei gelobt!
Für das Licht des Glaubens,
das unsere Herzen durchdringt - sei gelobt!
Für die Zukunft,
die mit dir zu gestalten du uns einlädst - sei gelobt!
Für den Weg der Ewigkeit,
der für alle Menschen geöffnet ist - sei gelobt!
Für den Geist,
den du über alle Völker ausgegossen hast - sei gelobt!
Für die Liebe,
die die Welt umgestaltet - sei gelobt!“
(Französisches „Magnificat“)

Wir preisen Gott für die Herrlichkeit des Auferstandenen, deren Glanz in die ganze Welt hineinstrahlt. Die Auferstehung Jesu von den Toten hat Bedeutung für die ganze Schöpfung. Sie bildet gleichsam ein neues „Existential“, das heißt, ein Moment von wesentlicher, prägender Bedeutung. Noch ist dieser neue Glanz nicht überall sichtbar.

Noch liegt gleichsam ein dichter Nebel über der Welt. Doch darüber leuchtet schon die Sonne des Auferstandenen, „denn die ganze Schöpfung wartet sehnsüchtig auf das Offenbarwerden der Söhne Gottes. Die Schöpfung ist der Vergänglichkeit unterworfen, nicht aus eigenem Willen, sondern durch den, der sie unterworfen hat; aber zugleich gab er ihr Hoffnung“ (Röm 8,19-20). Am Ende wird die Sonne des auferstandenen Herrn den Nebel vertreiben und die ganze Schöpfung mit ihrem Glanz durchdringen.

Unser Loblied lädt uns ein, Gott für das Licht des Glaubens zu danken, das unsere Herzen durchdringt. Das Herz des Menschen ist der Ort, an dem das Licht des Auferstandenen zuerst aufleuchtet, und zwar durch den Glauben. Der Glaube an den lebendigen Herrn macht unser Herz hell. Von ihm her kann sein Licht ausstrahlen in die ganze Welt hinein.

Hat das Licht des Auferstandenen, das im Herzen des Glaubenden aufstrahlt, Bedeutung für die ganze Schöpfung? Ist in diesem Zusammenhang vielleicht das Wort des Apostels Paulus zu verstehen: „Denn die ganze Schöpfung wartet sehnsüchtig auf das Offenbarwerden der Söhne Gottes“ (Röm 8,19)?

Vielleicht gibt der dritte Grund für den Lobpreis Gottes eine Antwort auf diese Frage: Wir preisen Gott für die Zukunft, die er uns schenkt. Gott selbst engagiert sich für die Zukunft, für unsere Zukunft und die Zukunft der Schöpfung. Doch er tut es nicht allein. Wir sollen uns mit ihm für die Zukunft engagieren. Es ist die Zukunft unseres eigenen Lebens, die Zukunft des Lebens der Menschen und auch die Zukunft der Schöpfung. Gott will unsere Mitarbeit und unseren Einsatz bei der Gestaltung der Zukunft. Wir können dabei das Licht der Auferstehung, das in unseren Herzen aufgeleuchtet ist, in die Welt hineinfallen lassen.

Unser Einsatz für die Zukunft ist nicht vergeblich. Es ist die Zukunft des lebendigen Gottes. Sie wird nicht von der Vergänglichkeit verschlungen, sondern aufgehoben in seiner Ewigkeit. Deshalb preisen wir Gott für den Weg der Ewigkeit, den er allen Menschen eröffnet hat.

Der auferstandene Herr hat den Jüngern seinen heiligen Geist verbeißen. Gottes Geist - eine Gabe des Auferstandenen!

Wir preisen Gott für den Geist, den er über alle Völker ausgegossen hat. Ein Zeichen für diese Universalität des Geistes ist es, dass am Pfingsttag Menschen unterschiedlicher Sprachen die Apostel in ihren je eigenen Sprachen Gottes große Taten verkünden hören. Gottes Geist kennt keine Grenzen, ebenso wenig wie die Liebe Gottes.

Damit ist ein letzter Grund genannt, Gott zu preisen. Wir preisen ihn für die Liebe, die die Welt verändert. Die Liebe ist eine Gabe des Geistes. In einem Hymnus zum Heiligen Geist singen wir: „Wo du bist, flammt die Liebe auf.“ Die Liebe als Kraft des Geistes kann das Angesicht der Erde erneuern. Wir bitten Gott: „Sende aus deinen Geist, und alles wird neu geschaffen, und du wirst das Angesicht der Erde erneuern.“

Mensch und Schöpfung - Zukunft und Ewigkeit - Umgestaltung der Welt in der Kraft des Geistes der Liebe: in diese drei Bereiche hinein wirkt sich die Auferstehung Jesu Christi von den Toten aus.

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