Impuls des verstorbenen Bischofs

Reinhard Lettmann über Zeit und Ewigkeit

Nicht nur Tage des Totengedenkens machen uns bewusst: Die Zeit vergeht, ein Leben vergeht. Gott aber bleibt und ist treu. Ein Impuls von Bischof Reinhard Lettmann.

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Am 16. April 2013 starb Bischof Reinhard Lettmann. Aus dem Jahr 2005 stammen Lettmanns Impulse zum Thema „Unsere Zeit und Gottes Ewigkeit“.

Besonders an den Gedenktagen im November, Allerseelen, Totensonntag und Ewigkeitssonntag, werden wir uns unserer Vergänglichkeit bewusst. Ein Gebet bringt dies zum Ausdruck.

"Ewiger Gott, die Tage zerrinnen uns zwischen den Händen. Unser Leben schwindet dahin. Du aber bleibst. Gestern, heute und morgen bist du derselbe. Von Ewigkeit her kennst du uns. Unsere Zukunft liegt in deiner Hand. Mach uns bereit für alles, was du mit uns tun wirst."

Wir kennen Augenblicke in unserem Leben, da kommen wir zur Besinnung. Es ist, als ob ein Schwimmer, der mit kräftigen Zügen durch das Wasser schwimmt und kaum Zeit hat, den Kopf zu heben, für einen Augenblick innehält. Wir werden uns bewusst, wie die Tage vergehen. So vieles wollten wir tun. Wir hatten große Pläne mit uns und mit anderen. Doch ehe wir uns versehen, eilt die Zeit dahin. "Die Tage zerrinnen uns zwischen den Händen."

Aber nicht nur die Tage vergehen. Die fortschreitende Zeit lässt uns nicht unberührt. Wir werden älter. Auch unsere Lebenszeit vergeht: "Unser Leben schwindet dahin." Geht das so weiter in immer schnellerem Tempo, bis unser Leben geschwunden ist?

 

Gott bleibt

 

Das Gebet lädt uns ein, auf Gott zu schauen. Er ist ewig, er bleibt. Gestern, heute und morgen ist er derselbe. Seine Tage und Jahre altern nicht. Der Beter des Psalms bekennt: "Meine Tage schwinden dahin wie Schatten, ich verdorre wie Gras. Du aber, Herr, du thronst für immer und ewig, dein Name dauert von Geschlecht zu Geschlecht … Vor Zeiten hast du der Erde Grund gelegt, die Himmel sind das Werk deiner Hände. Sie werden vergehen, du aber bleibst; sie alle zerfallen wie ein Gewand; du wechselst sie wie ein Kleid, und sie schwinden dahin. Du aber bleibst, der du bist, und deine Jahre enden nie" (Ps 102,12-13;26-28).

Gottes Ewigkeit verwandelt auch unsere Zeit. Von Ewigkeit her kennt Gott uns, er sagt ja zu uns. Er bleibt derselbe: Das heißt auch: Er bleibt uns treu. Er steht zu uns, er lässt uns nicht ins Nichts versinken. In seiner Treue sind wir geborgen.

 

Vertrauen

 

Wir wissen nicht im voraus, wohin das Leben uns führt. Wir wissen nicht, was die Zukunft uns bringen wird. Aber wir dürfen das Vertrauen haben: Unsere Zukunft liegt in Gottes Hand. Wenn wir das im Gebet aussprechen, stellen wir nicht nur fest, was in Wirklichkeit ist. Wir anerkennen auch, dass es so gut ist. Wir bitten darum, dass es auch für uns so sein möge. Wir nehmen unser Leben und unsere Zukunft und bergen sie bei Gott.

Aus der Zuversicht dieser Geborgenheit können wir beten: "Mach uns bereit für alles, was du mit uns tun wirst." Der Ausblick auf Gottes Ewigkeit entfremdet uns nicht unserer Gegenwart und ihren Aufgaben. Er führt uns zur Bereitschaft, in Gottes Einsatz für die Menschen zu leben und gibt uns den Mut zum Wagnis gelebter menschlicher Solidarität.

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