Pfarrer Manfred Uhte berichtet im Interview über besondere Erlebnisse auf der A1

Reisesegen in den Sommerferien: Jeden Samstag an der Autobahnkapelle Roxel

Die Autobahnkapelle Münster-Roxel ist ein Ort der Begegnung, insbesondere in der Ferienzeit. | Video: Michael Bönte

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Pünktlich zum Start der Sommerferien in Nordrhein-Westfalen besteht an der Autobahnkapelle Roxel (A 1 Richtung Norden, Rasthof Münsterland-Ost) wieder die Möglichkeit, den Reisesegen zu empfangen. An den Samstagen vom 3. Juli bis 14. August stehen in der Zeit von 8 bis 14 Uhr Frauen und Männer vom Arbeitskreis Christlicher Kirchen (ACK) in Münster für Reisende bereit, um ins Gespräch zu kommen, ein Gebet zu sprechen oder den Reisesegen zu spenden. Was die Seelsorgenden dort alles erleben, erzählt Pfarrer Manfred Uhte, Leiter der Arbeitsgruppe Reisesegen, im Interview mit „Kirche-und-Leben.de”.

Sie spenden in den Sommerferien den Reisesegen an der Autobahnkapelle in Münster-Roxel. Welche Bandbreite an Gästen erleben Sie während ihres Angebots?

Es gibt eine sehr große Vielfalt, was die persönliche Situation und Motivation der Gäste betrifft, die zur Kapelle kommen. Die meisten sind auf dem Weg in den Urlaub oder kommen aus dem Urlaub. Da geht es Richtung Nordsee oder Ostsee, zum Teil auch nach Dänemark. Es können aber auch die Niederlande, das Emsland, das Münsterland oder Münster direkt als Ziele der Reise sein. Andere Anlässe sind Verwandtenbesuche, private Feiern, Geburtstage, Trauungen, aber auch Beerdigungen. Es kommen sehr viele einzelne Gäste, aber auch Paare, Familien mit Kindern oder auch Teile von Reisegruppen, die an der Raststätte Pause machen.

Was hat sich in den letzten Jahren verändert? Wie ist der Trend: Machen mehr Menschen Station in der Autobahnkapelle oder weniger? Welche Bedürfnisse erleben sie bei den Gästen?

Die zeitliche Dauer des Aufenthaltes an der Raststätte scheint immer mehr abzunehmen. Das gilt auch für die Aufenthaltsdauer in der Kapelle. Die Hektik im Straßenverkehr und auch auf den Autobahnen, die vielen Staus und die Einhaltung der eigenen geplanten Reisezeiten, scheinen mir einige dieser Ursachen zu sein. Dies gilt auch für die Reisegruppen im Bus. Einige Menschen aus diesen Gruppen suchen zwar die Kapelle auf, müssen aber die vorgegebenen Zeitfenster exakt einhalten, was zum Teil dann zu großer Hektik führen kann.

Ob mehr oder weniger Menschen die Kapelle aufsuchen, lässt sich schwer sagen. Zwar nimmt die Religiosität sicher immer mehr ab, genauso wie die Bindung an die Kirchen. Insofern erleben wir zum Teil eine leicht abnehmende Besucherzahl im Laufe der letzten Jahre. Zugleich aber machen wir verstärkt die Erfahrung, dass die Kapelle immer mehr sehr bewusst als Ort der Stille, des Dankes, der Fürbitte, des Gedenkens und beim Reisesegen als Ort des Gespräches oder des persönlichen Zuspruchs aufgesucht wird und konfessionelle Grenzen dabei ebenso keine Rolle spielen wie unterschiedliche Nationalitäten. Wir haben immer wieder vor allem Niederländer, Dänen oder Polen als Gäste, die keine Autobahnkirchen in ihren Ländern kennen und positiv überrascht sind, solche Orte der Besinnung direkt an der Autobahn zu finden.

An welchen ergreifenden Moment erinnern Sie sich besonders?

Pfarrer Manfred Uhte
Pfarrer Manfred Uhte ist mit seinem Team in den Sommerferien an der Autobahnkapelle Roxel zu finden. | Foto: privat

Als ein Paar auf der Rückreise von einer Beerdigung Pause auf der Raststätte machte, die Kapelle entdeckte und auf mich mit der Frage zukam: „Ist das tatsächlich eine Kirche?“ Ausgehend von dieser Frage kamen wir in ein sehr intensives Gespräch über den Glauben und die Grenzfragen des Lebens. Am Ende des Gespräches gingen wir in die Kapelle, das Paar zündete eine Kerze für den Verstorbenen an und fragte mich dann: „Können Sie uns jetzt segnen?“ Das tat ich, und der Mann sagte dann zu mir: „Das ist das erste Mal, dass uns der Segen Gottes zugesprochen wird“ - und hatte Tränen in den Augen.

Gab es einen besonders witzigen Moment, an den Sie sich gerne erinnern?

Witzig würde ich das nicht nennen, aber sehr ungewöhnlich, denn ich bekam von einem Ehepaar mit zwei Kindern Nachhilfeunterricht in Sachen Geocaching. Das Ehepaar kam nämlich auf mich zu mit der Frage: „Sie wissen doch bestimmt, wo die Box ist?“ Ich wusste überhaupt nicht, was gemeint war, und so erfuhr ich, dass irgendwo in der Nähe der Kapelle sich eine Box befand, die mittels Geodaten gefunden werden musste. Sie haben dann die Box gefunden und mir ausführlich das Geocaching erklärt, wofür ich sehr dankbar war und bin. Schön war auch, dass die Familie anschließend mit mir in die Kapelle gegangen ist.

Worauf freuen Sie sich in den nächsten Wochen an der Autobahnkapelle im Speziellen?

Auf die ökumenische Zusammenarbeit beim Reisesegen mit den anderen Mitarbeitenden, die ja aus verschiedenen christlichen Kirchen, Gemeinden und Gemeinschaften aus der ACK Münster kommen und auf die Begegnungen und Gespräche mit unbekannten Menschen, die den Weg zur Kapelle finden, um anders aufzutanken und Rast für die Seele suchen.

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