Lehrer:innen im Bistum Münster über ihren Dienst zwischen Kirchenfrust und Hoffnung

Reli-Lehrende in dieser Zeit: Wie geht es Ihnen, Herr Glins?

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Sie stehen abseits der klassischen Pfarrei-Angebote für Glaube und Kirche: Religionslehrerinnen und Religionslehrer. Sie bekommen die Kirchenkrise hautnah zu spüren. Wie geht es ihnen damit? Das haben wir fünf von ihnen gefragt. Ihre Antworten präsentiert „Kirche-und-Leben.de“ in dieser Woche, bevor am 13. Mai neue Religionslehrende die „Missio“, die offizielle bischöfliche Lehrbeauftragung, im Münsteraner Dom erhalten. Diesmal: Christoph Glins aus Oelde.

Wie gehen Sie damit um, Kirchenfrust und -wut ganz persönlich abzubekommen?

Als schwuler, verheirateter Religionslehrer bekomme ich vonseiten des Bistums Münster bis heute keinen vertrauensfördernden Zuspruch. In so einer Situation kann ich also nur sagen: „Ich bin genauso gefrustet und wütend.“ Daraufhin gefragt, warum ich weitermache, antworte ich ehrlich, dass ich es oft genug nicht weiß. Hoffnung und Vertrauen brauchen einen tragfähigen Grund, der fehlt manchmal.

Was bedeutet es für sie, in dieser Zeit Religionslehrer:in zu sein?

„Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die euch erfüllt;…“ (1 Petrus 3, 15). Dieser Vers ist mir ein langer Begleiter. Zu Beginn meiner Lehrtätigkeit lag mein Fokus auf der Frage, wie man „Rede und Antwort“ steht. Heute frage ich mich, was es bedeutet „stets bereit“ zu sein. Denn wenn die „Hoffnung“ mich mal nicht erfüllt, fühle ich mich ganz und gar nicht bereit. Es folgte die Einsicht, dass ich nicht allein aus eigener Kraft „stets bereit“ sein muss. Das entlastet.

Ohne diesen Anspruch kann ich mit den Schüler:innen gemeinsam in die Erfahrungsräume des Religionsunterrichts gehen, als Begleiter und als Lernender. Dabei ist ihre oft nicht vorhandene religiöse Sozialisation der Grund für eine unbelastete Begegnung mit Glaubensfragen, die mich erfrischt. So kommen wir heute mehr als früher in eine Beziehung, in der ich als gläubiger Mensch, authentisch und nahbar, selbst ein wichtiger Teil des Erfahrungsraumes Religionsunterricht werde. Gemeinsam setzen wir uns kritisch mit Lebens- und Glaubensfragen auseinander, jeweils ernst genommen in unseren Erfahrungen und Haltungen.

Im Gespräch:
Christoph Glins, Religionslehrer und Didaktischer Leiter an der Gesamtschule Oelde. | Foto: privat
Christoph Glins, Religionslehrer und Didaktischer Leiter an der Gesamtschule Oelde. | Foto: privat

Was macht Ihnen Hoffnung?

Es gibt auch Tage, an denen spüre ich wieder tragfähige Gründe zur Hoffnung: die Frühschicht in der Fastenzeit mit Menschen der Schulgemeinschaft, die Religionsgruppe, die eine Spendenaktion für Kinder in Rumänien unterstützt, Abiturient:innen, die sich in ihrer Situation wechselnder Lebensphasen von biblischen Texten ansprechen lassen, LSBTIQ*-Personen, die sich öffentlich hinstellen und sagen: „Wir sind auch Kirche!“ Und nicht zuletzt der Austausch und die Gemeinschaft mit anderen Religionslehrer:innen. Dann spüre ich wieder, dass Gott mich „bereit“ machen will.

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