RELIGIONSFREIHEIT

Regierungsbeauftragter Schwabe kritisiert WM-Vergabe an Saudi-Arabien

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Religionsfreiheit steht weltweit unter Druck, beklagt der zuständige Beauftragte der Bundesregierung, Frank Schwabe. Auch die WM irritiert ihn.

Die Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaft 2034 an Saudi-Arabien kritisiert der Beauftragte der Bundesregierung für weltweite Religions- und Weltanschauungsfreiheit, Frank Schwabe (SPD): „Die Vergabe ist unter Gesichtspunkten erfolgt, die nicht die Menschenrechte zum Maßstab haben. Es ist bekannt, dass in Saudi-Arabien keine Religionsfreiheit herrscht. Bei der WM-Vergabe spielte wohl der Profit eine große Rolle. “

Schwabe diskutierte auf Einladung des Stadtkomitees der Katholiken in Recklinghausen über Länder, in denen Religionsfreiheit nicht gewährleistet ist und in denen Christen und andere Minderheiten verfolgt und diskriminiert werden. „Die Unterdrückung trifft im weltweiten Zusammenhang überwiegend Christen. Wir dürfen aber Minderheiten wie die Uiguren, Jesiden, Rohingya und andere nicht vergessen“, sagte Schwabe.

Schwabe: Deutsche Syrien-Hilfe braucht Bedingungen

Der SPD-Bundestagsabgeordnete aus dem Kreis Recklinghausen äußerte sich vorsichtig optimistisch über die aktuelle Entwicklung in Syrien: „Ohne Religions- und Weltanschauungsfreiheit ist kein Aufbau einer Zivilgesellschaft und keine Demokratie denkbar. Diese Erfahrung wünsche ich den neuen Machthabern in Syrien. Die Entwicklung, wer das Sagen im Land haben wird, ist aber noch völlig unklar.“

Die Hilfen Deutschlands für den Wiederaufbau Syriens nach dem Ende des Assad-Regimes müssten an klare Bedingungen geknüpft sein: „Dazu zählt die Sicherheit der ethnischen und religiösen Minderheiten, wozu eine Vielzahl von christlichen Kirchen gehören.“

Exodus von Christen im Nahen Osten

Schwabe beklagte den Exodus von Christen aus dem Irak und aus Syrien. Lebten vor 15 Jahren in Syrien noch rund zwei Millionen Christen, seien es heute schätzungsweise 500.000.

Christen könnten bald ganz aus dem Irak verschwunden sein: „Und das in Gegenden, von denen die Bibel berichtet, etwa Ninive.“ Auch die Lage und der Schutz der Jesiden im Nordirak seien längst nicht zufriedenstellend.

Über das schwierige Verhältnis von Christen und Muslimen in Nigeria berichtete Pfarrer Polykarp Okafor. Er ist seit 2017 in der Pfarrei Liebfrauen Recklinghausen tätig und hat kürzlich sein Heimatland besucht, wo er ein Patenkinder-Schulprojekt aufgebaut hat: „Christen werden im Norden Nigerias verfolgt und vertrieben. Boko Haram, die islamistische und terroristische Bewegung, verfolgt bewusst die Christen. Regelmäßig verüben sie Anschläge, erpressen mit Entführungen Gelder“, berichtete Okafor.

Pfarrer Okafor berichtet aus Nigeria

Das 250 Millionen Einwohner zählende Land Nigeria sieht er am Scheideweg: „Christen und Muslime machen je die Hälfte der Bevölkerung aus. In einigen Jahrzehnten werden die Muslime deutlich in der Mehrheit sein. Zu befürchten ist, dass sie ihre Macht ausbauen und Christen benachteiligen werden.“

Eine Verständigung der Religionen müsse gesucht werden, um ein friedliches Zusammenleben zu garantieren. „Dafür möchte ich mich einsetzen. Der Dialog muss in den Dörfern beginnen.“

Missio-Ausstellung zur Religionsfreiheit

Der Vorsitzende des Stadtkomitees der Katholiken, Georg Möllers, bezeichnete die Religionsfreiheit als Menschenrecht, das überall auf der Welt zu achten sei. Organisiert habe das Stadtkomitee daher die Ausstellung „Religionsfreiheit unter Druck“ des Hilfswerks Missio. Sie ist bis zum 21. Dezember in der Propsteikirche St. Peter zu sehen.

Maria Voß von der Arbeitsgruppe Eine Welt des Stadtkomitees berichtete von Unterschriften-Aktionen, mit denen die kirchlichen Eine-Welt-Gruppen der Stadt auf das Schicksal von verfolgten Menschen aufmerksam machen: „Wir leben in Freiheit. Wo bleibt unsere Solidarität für die Menschen, denen die Freiheitsrechte genommen werden?“, fragte sie.

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