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Auch eine Rauminstallation mit Performance gehört zum Jubiläumsprogramm zum 500jährigen Bestehen von St. Dionysius Rheine: Mit einer „Himmelsschaukel“ und zwölf damit kombinierten Spiegeln in der Stadtkirche will die Pfarrei nach eigenen Worten „spirituelle Quellen aufspüren“. Entworfen hat das Projekt der Osnabrücker Licht- und Raumkünstler Mario Haunhorst - entstanden ist es nach längeren Gesprächen mit Pfarrer Thomas Lemanski, Pastoralreferent Matthias Werth, der Pfarreiratsvorsitzenden Anne Dickmänken, Organist Peter Petersen und der Leiterin der Städtischen Museen Rheine, Mechthild Beilmann-Schöner.
Das ausschließlich über Spenden finanzierte Kunstprojekt wird vom Aschermittwoch, 26. Februar, bis zum 5. Fastensonntag am 29. März zu bestimmten Zeiten, etwa nach der Sonntagsmesse, in der Dionysius-Kirche präsentiert. Eine Doppelschaukel wird für die ersten Wochen der Fastenzeit am Gewölbe des spätgotischen Gotteshauses aufgehängt. Jeweils zwei Menschen sitzen sich an zwei Schaukeln gegenüber und treten dadurch miteinander in Beziehung. Die Kraft des einen überträgt sich auf den anderen. „Man muss den anderen sehr genau im Blick haben“, sagt Haunhorst, der damit den Blick auf zwischenmenschliche Beziehungen und die Nächstenliebe lenken will.
Zwölf zum Teil beschriftete Rundspiegel
Haunhorst kombiniert diese „Himmelsschaukel“ mit zwölf Rundspiegeln, die er zum Teil mit Texten beschriftet hat, zum Beispiel mit Zitaten des katholischen Theologen Karl Rahner über Gott. Wer auf diese am Boden stehenden Spiegel herabschaut, blickt damit zugleich nach oben - in das Gewölbe, auf dessen Bemalung und auf den Schlussstein. „Selig schaukeln, glauben, hoffen und lieben auf eigene Gefahr!“: Diesen Namen haben Haunhorst und Werth, die sich seit langem kennen, der Installation gegeben. „Es ist auch ein Spiel mit der Wahrnehmung und Sichtbarkeit“, betont Haunhorst.
Ursprünglich wollte Pfarrer Lemanski den Künstler mit einer von außen auf die Kirche strahlenden Lichtinstallation beauftragen. Auch gab es die Überlegung, die Dionysius-Kirche wieder zur Baustelle zu machen, bevor die Entscheidung für die jetzige Rauminstallation fiel. Im Rahmen der Entstehung hat sich Haunhorst den Kirchenraum der Stadtkirche, der in der Kunstepoche der Gotik als Symbol für die himmlische Stadt Gottes steht, auf sich wirken lassen. So beobachtete er den Lichteinfall zu verschiedenen Tageszeiten.
Anregungen vom Foucaultschen Pendel Gerhard Richters
„Für mich ist das Ganze ein Dialogprojekt“, sagt der Künstler. Im Gespräch mit Pfarreimitgliedern von St. Dionysius entwickelte er dann die jetzige Installation. Haunhorst will damit, wie er sagt, „den Himmel ein Stück weit auf die Erde holen“. Für Pfarrer Lemanski ist die Rauminstallation mit Performance „eines der größten Projekte innerhalb des Jubiläumsjahres“. Der Rheiner Pfarrer rechnet damit, dass die Rauminstallation weit über Rheine hinaus überregionales Interesse findet.
Ziel sei eine Auseinandersetzung mit der Frage „Wozu steht diese Kirche heute da?“, eine Beschäftigung mit dem Glauben und dem Nicht-Glauben, mit Kirche und Welt – und auch mit der Anwesenheit Gottes und zugleich mit der für viele Menschen faktischen Abwesenheit Gottes. „Gott ist dort abwesend, wo die Menschen ihn nicht mehr oder allzu sehr zu kennen glauben und meinen, über ihn verfügen zu können“, sagt Haunhorst dazu.
Anregungen hat sich der Osnabrücker Raum- und Lichtkünstler auch in der Dominikanerkirche an der Salzstraße im Zentrum von Münster geholt. Dort wurde nach der Profanierung vom Kölner Künstler Gerhard Richter ein Foucaultsches Pendel aufgestellt. Doch während Richter Naturwissenschaft und Kunst in Beziehung setzt, will Haunhorst Kunst und Religion miteinander verbinden.
Nähere Informationen über die Zeiten für das Schaukeln und den Dialog über die Rauminstallation und Performance in der Stadtkirche St. Dionysius in Rheine unter www.dionysius-rheine.de. Künstler Mario Haunhorst wird am Sonntag, 29. März, um 17 Uhr in der Stadtkirche im Rahmen der Fastenpredigten über gestaltetes Licht im Kirchenraum sprechen.