Delegation aus Bacau zu Gast bei Patengemeinde Mariä Himmelfahrt

Rumänisches Kinderheim übersteht Corona - auch dank Hilfe aus Vechta

  • Das katholische Kinderheim im rumänischen Bacau ist seit 25 Jahren in Betrieb.
  • Mit großzügiger Hilfe aus Vechta ist das Heim gebaut und stets gefördert worden. 
  • Insbesondere in der Corona-Krise waren viele Herausforderungen zu meistern.

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Schwester Marinela Hazu fasst sich lachend an den Kopf. „Hier, wenn ich meinen Schleier nicht auf hätte, könnten sie die vielen grauen Haare sehen.“ Die seien nicht die Folge ihrer alltäglichen Arbeit im Heim, sondern einer besonders schweren Krise: als die Corona-Pandemie die Arbeit im Kinderheim von Bacau in Rumänien in extrem erschwerte.

Das Kinderheim wurde vor 25 Jahren vor allem mit Spenden aus der Vechtaer Kirchengemeinde Maria Frieden errichtet. Bei einem Jubiläumsbesuch in Vechta berichtete Schwester Marinela jetzt von der zurückliegenden Krise.

Rumänien von Corona schwer getroffen

Schwester Marinela Hazu
Schwester Marinela Hazu leitet das Kinderheim in Bacau in Ostrumänien. | Foto: Franz Josef Scheeben

Rumänien wurde von der Pandemie schwer getroffen. Inzwischen verzeichnet das Land nach zwei Jahren laut der Webseite „Corona-in-Zahlen.de“ (Stand: 29. Juli) rund 66.000 Corona-Tote. Die Todesrate im Verhältnis zur Zahl aller Infektionen beträgt dort etwa 2,2 Prozent und ist gegenüber Deutschland viermal so hoch (0,5 Prozent). Ein Grund sicher: die außergewöhnlich niedrige Impfquote.

Schwester Marinela dagegen nahm die Sorge für die 70 Kinder im Heim ernst. Sie wurden, sobald es möglich war, geimpft. Alle Isolierungs- und Quarantäneregeln habe man im Heim strikt eingehalten, berichtet sie. Mit der Folge, dass wohl Kinder erkrankten, das Heim aber keine Opfer verzeichnen musste. Noch heute werden alle Kinder morgens vor dem Gang zur Schule auf Corona getestet. „Während Corona haben wir im Heim gut zusammengearbeitet“, fasst sie zusammen. „Aber wir hatten ja immer schon einen guten Zusammenhalt.“

Großzügige Hilfe aus Vechta

Bacau in Rumänien Karte
In Bacau (rote Markierung) befindet sich das Kinderheim. Weit ist die Ukraine nicht entfernt. | Grafik: Google Maps

Dazu beigetragen haben auch Menschen aus der Pfarrgemeinde Maria Frieden in Vechta. Vor 32 Jahren begannen ihre Hilfstransporte in den Osten Rumäniens, später konzentrierten sie ihre Hilfe auf das Kinderheim in Bacau. Eine Erbschaft von mehreren hunderttausend Mark ermöglichte der Gemeinde ihr größtes Projekt: den Bau eines modernen Heimes als Ersatz für den völlig heruntergekommenen Altbau. Im September 1997 wurde es eingeweiht.

Die Bedingungen für die Kinder haben sich also deutlich verbessert, bestätigt Schwester Marinela. „Heute können wir den Kindern wirklich nach ihren Bedürfnissen helfen und nach modernen pädagogischen Standards.“ Das werde vom Staat auch sorgfältig überwacht.

Strenge Geburtenpolitik

Gründer der Patenaktion
Dankesbesuch bei den Gründern der Patenaktion: (von links) Schwester Marinela Hazu, Heidi Dartsch, Kaplan Cosmin Croitoru, Schwester Cristina Farcas und Jürgen Dartsch. | Foto: Franz Josef Scheeben

In Rumänien war das nicht immer so. Der kommunistische Diktator Nicolae Ceucescu hatte 1966 rein aus wirtschaftlichen Gründen einen Plan für starkes Bevölkerungswachstum vorgelegt, mit dem Ziel flächendeckender Fünf-Kinder-Familien. Verhütung und Abtreibung waren deshalb streng verboten, anders als in anderen kommunistischen Staaten.

Die hohen Geburtenzahlen führten zu überlasteten Familien, die in dem wirtschaftlich schwachen Land unter dem Mangel an Lebensmitteln litten und oft ihre Kinder verstießen. 1990, beim Sturz Ceaucescus, waren die Kinderheime überfüllt und die Bedingungen dort katastrophal.

Auch heute brauchen Kinder Hilfe

Die Hilfe aus Deutschland sei also notwendig und hoch willkommen gewesen, so Schwester Marinela. Aber die Arbeit mit Kindern in Not könne auch heute nicht aufhören. Die Schwestern kümmerten sich zurzeit meist um Kinder vom Rande der Gesellschaft, „Oft sind sie viel schwerer traumatisiert als die Kinder früher“, berichtet die Heimleiterin. „Aber die Liebe kann solche Wunden heilen, und besonders Kinder brauchen solche heilende Liebe.“

Jürgen Dartsch, einer der ersten Helfer aus Vechta, bestätigt das von seinen wiederholten Besuchen. Oft habe er Kinder erlebt, „da haben wir uns gewundert, dass sie später so glücklich wurden“.

Ein Heimkind wird Kaplan

Kinder wie Cosmin Croitoru etwa. Der Halbwaise kam mit sechs Jahren aus einer zerrütteten Familie zu den Schwestern in das Kinderheim in Bacau. Er verließ es nach dem Abitur zum Theologiestudium und wurde zum Priester geweiht. Mit der Genehmigung seines Bischofs arbeitet er heute im Bistum Münster, inzwischen als Kaplan in der Gemeinde Mariä Himmelfahrt in Vechta.

In diese Pfarrei ist die damalige Gemeinde Maria Frieden 2007 eingegliedert worden. Die Rumänienhilfe ist dort als eigenständiger Verein heute noch aktiv.

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