Unternehmer begegnen Bischof Felix Genn

RWE-Vorstand: „Die Wirtschaft muss der Kirche zuhören“

Beim Unternehmertreffen am Dienstag in Münster spricht Hildegard Müller über das Verhältnis von Kirche und Wirtschaft. Sie beschreibt, warum nicht nur die Kirche der Wirtschaft zuhören muss, sondern auch umgekehrt.

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Die in Rheine (Kreisdekanat Steinfurt) geborene Hildegard Müller ist Vorstandsmitglied beim Energiekonzern RWE. Vor dem Unternehmertreffen mit Bischof Felix Genn sprach sie mit Kirche+Leben über das Verhältnis von Kirche und Wirtschaft.

Kirche+Leben: Was macht Ihr Vortragsthema so spannend?

Hildegard Müller: In der Wirtschaft geht es um Dinge wie Effizienz und Gewinn. Die Kirche hingegen mahnt uns an Werte wie Nächstenliebe, Verantwortung für die Schöpfung und viele weitere Dinge, die ihre Wurzeln im christlichen Glauben haben. Das scheint zunächst ein Spannungsverhältnis zu sein. Wir können diese Spannung aber produktiv nutzen, da wir nachhaltig und menschlich wirtschaften wollen. Die Wirtschaft steht zu dieser Verantwortung.

Kirche+Leben: Was kann die Wirtschaft von der Kirche lernen?

Müller: Die Wirtschaft muss der Kirche zuhören. Die christliche Botschaft kann uns in der Wirtschaft helfen, Maß und Mitte unseres Handelns zu beachten. Dessen müssen wir uns bewusst sein, wenn wir Nachhaltigkeit und Ethik zu wichtigen Unternehmenszielen erklären. Unternehmen, die dauerhaft bestehen und erfolgreich sein wollen, müssen dies beachten.

Hildegard Müller, Vorstandsmitglied RWE, Essen.
Hildegard Müller, Vorstandsmitglied RWE, Essen. | Foto: pd

Kirche+Leben Was kann die Kirche wiederum von der Wirtschaft lernen?

Müller: Die Kirche sollte auch der Wirtschaft zuhören. Kirche muss nah beim Menschen sein. Da hilft es, wenn sie sich immer wieder bewusst macht, dass den Menschen neben Ethik und Spiritualität auch die ganz materiellen und irdischen Dinge des Lebens wichtig sind – Wohlstand, Sicherheit, auch Genuss. Für all dies brauchen wir verantwortliches Wachstum.

Kirche+Leben: Wie bewerten Sie das Verhältnis von Kirche und Wirtschaft?

Müller: Es ist nicht immer einfach, nach meiner Wahrnehmung aber von gegenseitigem Respekt geprägt. Kirche und Wirtschaft sollten noch mehr miteinander reden.

Kirche+Leben: Wie bewerten Sie die Worte von Papst Franziskus zum Kapitalismus und zur Globalisierung?

Müller: Kapitalismus – oder besser Marktwirtschaft – und Globalisierung sind für mich positiv belegte Begriffe. Die kritischen Worte von Papst Franziskus haben mich dennoch nachdenklich gemacht. Sie sind sicher eher von seinen lateinamerikanischen Erfahrungen geprägt als von einer sozialen Marktwirtschaft, in der wir hier leben. In meinem Unternehmen bekennen wir uns zu unserem Teil der Verantwortung. Wir wollen dazu beitragen, die Erde jeden Tag ein wenig zu einem besseren Ort zu machen. Die Mahnungen des Papstes sollten uns Christen dabei eine Quelle der Inspiration sein.

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