Handwerker verbauen 65 Tonnen Steine

Sanierung des Turms der Marienkirche in Warendorf beendet

Acht Monate nach Baubeginn sind die Arbeiten am Marienkirchturm in Warendorf abgeschlossen. Dabei stand die Sanierung der Fassade im Mittelpunkt, bei der zahlreiche Mauerschäden beseitigt wurden.

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Acht Monate nach Baubeginn sind die Arbeiten am Marienkirchturm in Warendorf abgeschlossen. Dabei stand die Sanierung der Fassade im Mittelpunkt, bei der zahlreiche Mauerschäden beseitigt wurden.

Zusätzlich wurde die Elektrik des Läutwerks repariert. Die Turmuhr erhielt ein neues Zifferblatt. Komplett ersetzt wurde das große Holzkreuz an der Stirnseite des historischen Gemäuers. Jetzt fehlen noch zwei neue Klöppel im Läutwerk, die derzeit in Arbeit sind. Als Letztes steht der Anstrich der Kapelle auf dem Programm.

 

Das Ziel: Gefahren abwenden

 

„Alles in allem waren das keine Schönheitsreparaturen“, erläutert der projektleitende Warendorfer Architekt Carl Altefrohne. Es ging darum, Gefahren abzuwenden, aber auch um „Substanzsicherung“, wie der Denkmalpfleger sagt.

Manfred Fohgrub, im Kirchenvorstand der St.-Laurentius-Gemeinde sowohl für Finanzen als auch für Bau- und Liegenschaftsangelegenheiten verantwortlich, berichtet von zum Teil gravierenden Mauerschäden. „Wir haben bei den ersten Anzeichen reagiert und alles Nötige in die Wege geleitet.“

 

Steinstücke auf der Straße

 

Erste Anzeichen, das waren Steinstücke und Mörtel auf der Straße. Alarmzeichen, dass an dem rund 800 Jahre alten Gemäuer im Zentrum der Kreisstadt der Zahn der Zeit nagt. Aufmerksame Nachbarn hatten sie bemerkt und die Kirchengemeinde informiert. Deshalb wurde eine „Mauerbefahrung“ vorgenommen, bei der Architekt und Kirchenvertreter mit dem Hubwagen eines örtlichen Dachdeckers an dem 56 Meter hohen Turm hochfuhren, um das Mauerwerk in Augenschein zu nehmen.

Früher ein Wehrturm
Wer vom Westen Warendorf betritt, wird zunächst am wuchtigen Turm der Marienkirche Halt machen und verwundert dieses Ensemble – alter Turm und, abseits davon, „Neue Kirche“ – betrachten. Der Kirchturm gehört zu einer älteren Marienkirche, die um 1200 erbaut wurde. Sie war mit ihrem Altarraum nach Osten, zur Stadt hin ausgerichtet.
Der Turm hat seinerzeit wahrscheinlich als Wehr- und Fluchtturm gedient, denn eine durchgehende schützende Stadtmauer wurde erst im Laufe des 13. Jahrhunderts gezogen.

„Es war klar, dass etwas geschehen muss“, so Altefrohne. Schon auf Anhieb hatte er zahlreiche Abplatzungen an den Steinen, in den Fugen Risse und an manchen Stellen bereits locker sitzende Steine registriert.

 

Gerüst und Netz

 

Deshalb wurde der Turm eingerüstet und mit einem Netz gesichert. Danach klopften Steinmetze das Gemäuer noch einmal gründlich ab, um auch kleinste Schäden zu lokalisieren. Anschließend gingen die Bauarbeiter daran, die entsprechenden Stellen auszubessern. Dabei wurden insgesamt 65 Tonnen Steine verbaut.

Spenglerarbeiten fielen am pyramidenförmigen Kupferdach mit seinen vier neugotischen Ecktürmchen an. Das früher zur Verbindung der Bleche verwendete Silikon war bröselig geworden. „Silikon gehört außerdem nicht auf ein denkmalgeschütztes Gebäude“, erläutert Altefrohne. Daher wurde die Falze nun mit Blei gelötet.

 

Holzbalken für die Glocken

 

Bei der Glockenanlage ersetzten die Handwerker das alte Edelstahljoch durch einen Tragbalken aus Holz. Letzter Kraftakt war die Installation des neuen 460 Kilo schweren Holzkreuzes aus der Werkstadt einer Füchtorfer Tischerlei. Es musste mit dem Kran angehoben, werden, um an den bestehenden Halterungen im Mauerwerk befestigen werden zu können. Zum Schutz vor Wind und Wetter soll das Kreuz noch ein Metalldach erhalten. Besonderer Blickfang ist ein an der Schnittstelle der Balken angebrachter Kranz aus glänzendem Blattgold.

„Denkmäler wie der Marienturm sind ein Überraschungspaket“, erklärt Altefrohne. Man wisse anfangs nie, was sich hinter der Fassade verberge, so der Architekt. Böse Überraschungen gab es bei dieser Sanierung aber nicht, so dass der Kostenplan eingehalten werden konnte. Angesetzt waren 547.000 Euro. Davon steuerte die St. Laurentius Gemeinde 30.000 Euro aus Eigenmitteln und Spenden bei. Den Rest übernahm das Bistum Münster.

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