Professorin aus Münster beklagt „Stillstand, der nicht sein müsste“

Sattler: Viele katholische Ökumene-Positionen nicht mehr haltbar

  • Die Ökumene erlebt nach Ansicht der katholischen Theologin Dorothea Sattler einen „Stillstand, der nicht sein müsste“.
  • Auf katholischer Seite gebe es derzeit wenig Bereitschaft, die Erkenntnisse der Theologie aufzunehmen.
  • „Stattdessen zieht man sich auf Positionen zurück, von denen man seit Jahren weiß, dass sie nicht mehr haltbar sind.“

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Die Ökumene erlebt nach Ansicht der katholischen Theologin Dorothea Sattler einen „Stillstand, der nicht sein müsste“. Zwar gebe es heute einerseits ein breites Bewusstsein und eine Wertschätzung, „dass wir nur in der Gemeinschaft aller Christen die Fülle der Gaben Gottes schauen“, sagte die Professorin der Universität Münster der Zeitschrift „Christ in der Gegenwart“. Zugleich nehme sie Polarisierungen innerhalb der Konfessionsgemeinschaften wahr, etwa zum Umgang mit Frauen oder gleichgeschlechtlichen Partnerschaften. Da das Interview vorher geführt wurde, geht Sattler nicht auf die aktuelle Debatte um Suizidbeihilfe ein.

Die Theologin kritisierte, auf römisch-katholischer Seite gebe es derzeit „wenig Bereitschaft, die Erkenntnisse der Theologie aufzunehmen. Stattdessen zieht man sich auf Positionen zurück, von denen man seit Jahren weiß, dass sie nicht mehr haltbar sind, beispielsweise bei der Frage der Apostolischen Sukzession im Amt.“

 

„Große Anstrengungen in der Aufnahme ökumenischer Erkenntnisse“ im Vatikan nötig

 

Sie verwies auch auf die Einwände des Vatikan zum Papier „Gemeinsam am Tisch des Herrn“ des Ökumenischen Arbeitskreises evangelischer und katholischer Theologen. Die Theologen sprechen sich darin für eine wechselseitige Teilnahme an Eucharistie- und Abendmahlsfeiern der jeweils anderen Konfession aus. Die Absage des Vatikan dazu zeige, dass es „noch großer Anstrengungen in der Aufnahme ökumenischer Erkenntnisse“ bedürfe, so Sattler.

Mit Blick auf die Exkommunikation Martin Luthers vor 500 Jahren sagte die Theologin, ein solcher Ausschluss aus der kirchlichen Gemeinschaft sei mit dem Tod aufgehoben. Einen formalen Schritt, den Ausschluss aufzuheben, brauche es daher nicht.

 

Auch bei Luther „die gesamte Geschichte erzählen“

 

Auch heilten solch „schmerzhafte Erinnerungen“ nicht durch einen Rechtsakt allein. Vielmehr brauche es eine umfassende Erinnerungsarbeit. Der Blick auf einzelne Ereignisse helfe nicht. „Wir müssen die gesamte Geschichte erzählen, auch die Wechselwirkungen“, so die Theologin. So habe etwa auch Luther impulsiv gehandelt, Gesprächsangebote aus Rom nicht wahrgenommen und so zur Dramatisierung beigetragen

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